Die ABF Agrar Beteiligungs- und Finanzierungs GmbH & Co. KG, Berlin (www.abf-agrar.com) verkauft ihr landwirtschaftliches Investment in der Ukraine.
09. Dezember 2014: vor einer Kiewer Notarin wurde der Kaufvertrag über 100 % Geschäftsanteile an der ukrainischen Gesellschaft TOV Hyadt agro beurkundet. Verkäufer ist die deutsche ABF Agrar Beteiligungs- und Finanzierungs GmbH & Co. KG, der Käufer eine Investmentgruppe aus London (Großbritannien).
Dipl.-Ing. Heinz Jasken, der als Geschäftsführer der Komplementärin den Kaufvertrag unterschrieben hat, zeigte sich erleichtert: “Neben allen politischen Schwierigkeiten der Ukraine durch den schwelenden Konflikt in der Ostukraine ist auch die ukrainische Wirtschaft stark geschädigt. Das Problem eines unzureichenden Staatshaushaltes zeigt sich auch am Devisenvorrat, den der ukrainische Staat aktuell zur Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens verbraucht. So aber ist die Bereitstellung und der Umtausch von Devisen aber ein maßgeblicher Faktor für Betriebe mit ausländischen Investoren.”
Im Klartext: der Umtausch und Transfer von Devisen ist quasi zum Erliegen gekommen. Mehr oder weniger unbeachtet hat die ukrainische Regierung bereits ab dem Spätsommer den Handel mit Devisen restriktiv beschränkt. Ein Umtausch von lokaler Währung Griwna (= UAH) in harte Währungen wie Dollar oder Euro war zuletzt nur noch möglich, um z.B. aktuelle Lieferverträge für Technik oder auch Zinsverbindlichkeiten aus laufenden Darlehensverträgen zu bedienen. Forderungen, die bereits älter als ein Jahr sind, durften z.B. nicht mehr mit Devisen bedient werden. Sporadische “Dienstleistungsverträge” werden als Umgehungsgeschäft betrachtet, deren Bezahlung mit Devisen ebenfalls nicht mehr möglich ist.
“Für ausländische Investoren, die z.B. Betriebsmittel oder Maschinen in Westeuropa preiswert finanzieren und somit auf Rückflüsse aus dem Tochterbetrieb in der Ukraine angewiesen sind, ist dies eine erhebliche Beeinträchtigung ihres Geschäfts”, erläutert Renate Röblitz, Prokuristin der Komplementär-GmbH, “und auch uns hat diese Entwicklung hart getroffen.”
Betrieb TOV Hyadt agro
TOV Hyadt agro wurde in 2007 mit etwa 1.200 ha Betriebsfläche gegründet. Nach und nach erfolgte ein Flächenwachstum bis auf zeitweise ca. 2.700 ha. Durch laufende und nachhaltige Investitionen in Maschinen und Gebäude wurde der Betrieb in den letzten 7 Jahren auf ein konkurrenzfähiges und hochmodernes Level gestellt.
Der Standort am Rand der Kreisstadt Hrebinka ist über die ca. 15 km entfernte, autobahnähnliche E 40 ausgezeichnet angebunden. Die Entfernung nach Kiew, sowohl per Bahn als auch mit dem Pkw sehr gut erreichbar, beträgt lediglich ca. 130 km.
Die Ausstattung des Betriebes im Bereich Maschinen ist ebenfalls sehr gut. “Wenn auch einige Maschinen mittlerweile in die Jahre gekommen sind”, so Heinz Jasken, “dennoch aber ist der Großteil gut in Schuss. Die Maschinen wurden stets durch einen erfahrenen Landmaschinenmechaniker aus Deutschland – der vor Ort lebte und dort auch sein privates Glück gefunden hat- betreut und gewartet. Zudem haben wir regelmäßig in Technik nachinvestiert.”
Gründe für den Verkauf
“Nach 7 Jahren ist das Interesse der meisten unserer Mitgesellschafter am Betrieb deutlich zurückgegangen” so Heinz Jasken. “Schließlich wurde TOV Hyadt agro zu einem Zeitpunkt gegründet (vor der Finanzkrise 2008/09) als Investoren in der Ukraine Schlange standen.” Zwischenzeitlich ist der Hauptgesellschafter – eine schwedische, börsennotierte Investmentgesellschaft – vor kurzer Zeit mit einem größeren Unternehmen fusioniert und die Mitarbeiter der Gründungsphase gar nicht mehr an Bord. “Für solche Gesellschaften sind wir einfach eine Nummer zu klein” erläutert Heinz Jasken, “dennoch aber ist Wachstum, so wie wir es in Deutschland kennen und es auch praktiziert wird, in der Ukraine nicht möglich.”
Grund: durch den Zusammenbruch des Wechselkurses um etwa 80 % innerhalb Jahresfrist und aufgrund weiterer wirtschaftlicher Indikatoren im Land kam es zu einer massiven Kreditklemme bei den Banken. “Dieses hätte auch uns als grundsolide finanziertes Unternehmen mit geringem Fremdkapitalanteil beinahe den Kopf gekostet”, erläutert Heinz Jasken. “Denn wie fast jedes Unternehmen wurde in 2014 ein Anteil am Betriebsmittelkapital erforderlich, der – obwohl nur etwa 15 % des Gesamtjahresbudgets – bei ukrainischen Banken nicht gedeckt werden konnte.”
Durch den Bürgerkrieg 2014 war die Ukraine fast täglich mit Negativmeldungen in den Nachrichten präsent, so dass auch in Deutschland bzw. Westeuropa Anfragen an Banken und Finanzierungsgesellschaften sinnlos waren, wenn denn nicht zu 100 % durch Sicherheiten in Deutschland verbürgt.
“Leider sehen wir diese Entwicklung auch in den nächsten Jahren in der Ukraine, so bedauerlich dies auch ist” so Heinz Jasken. “Staat und Wirtschaft kommen nicht so in Tritt, wie es notwendig wäre. Der schwelende Konflikt mit Russland sorgt nachhaltig für instabile Verhältnisse, zumindest im Kapitalmarkt, und ohne den funktionieren weder Investitionen noch Wachstum. So war es denn Zeit für uns, Adieu zu sagen.”
Wie findet man den richtigen Käufer für so ein Projekt ?
Die Suche nach einem Käufer bzw. Investor gestaltete sich erwartungsgemäß sehr schwierig. ´”Nicht nur Banken scheuen die Ukraine”, so Renate Röblitz, “auch Käufer und Investoren sucht man derzeit vergeblich. Es ist wie beim berühmten Herdentrieb: will der eine investieren, dann wollen alle, teilweise um jeden Preis. Beim davonlaufen ist es eine ähnliche Entwicklung.” So scheiterten auch eine Reihe von Besichtigungen, Gesprächen und aufwendigen Verhandlungen im Jahr 2014. Regelmäßig sprangen den Kaufwilligen wiederum deren Investoren bzw. Geldgeber ab.
Der Investor aus Großbritannien ist bereits Eigentümer einer Gemüsefabrik in der näheren Umgebung, der Kontakt kam mehr oder minder durch Zufall zustande. Die Schwierigkeiten in der Kaufpreisbelegung konnten dadurch gelöst werden, das der Käufer seinen Sitz (und den Kaufpreis) bereits im Ausland hatte. So konnten alle Zahlungen innerhalb des europäischen Raums durchgeführt werden, die gesamte finanzielle Abwicklung verlief einwandfrei.
“Dies verdanken wir nicht zuletzt der Kanzlei Gide (französischen Ursprungs) in Kiew, hier vertreten durch den Niederlassungsleiter Dr. Julian Ries, der hier ausgezeichnete Arbeit geleistet hat” so Heinz Jasken. “Manche Dinge sind nicht immer leicht zu verstehen, aber Dr. Ries und sein Team haben hohe Kompetenz bei der Vorbereitung aller Vertragswerke bewiesen. Vom Vorvertrag über Zwischenfinanzierungsverträge, bis hin zum Kaufvertrag und anschließender Umregistrierung, es hat alles gepasst. Und darüber hinaus hat Dr. Ries auch noch in 2 bzw. 3 Sprachen (deutsch, ukrainisch, englisch) die Verhandlungen moderiert. Wir sind froh, einen so kompetenten Juristen in dieser Sache beauftragt zu haben.”
Im Ergebnis
Über den Kaufpreis schweigen sich Heinz Jasken und Renate Röblitz aus. “Wir müssen zufrieden sein. Vorteil unserer Verkaufskonstellation war, dass wir in 2014 noch eine komplette Ernte mitgenommen haben”, so die Prokuristin Renate Röblitz, “im Gegenzug haben wir alle Positionen glatt gestellt, die gesamte Ernteware verkauft und das Betriebskonto bis auf wenige Griwna geleert, so dass der Betrieb bzw. die Geschäftsanteile ohne Forderungen und Verbindlichkeiten übergeben werden konnten.”
“Im Gesamtergebnis hätten wir uns natürlich bessere, äußere Rahmenbedingungen für einen Verkauf gewünscht. Aber wie wir erfahren durften, gehören wir zu den wenigen, denen überhaupt ein Verkauf erfolgreich gelungen ist” resümiert Heinz Jasken. “In Zeiten von Bürgerkrieg, Zusammenbruch von Wirtschaft und Währung sowie dem ins Haus stehenden Investitionsdruck durch Flächenkauf und Ersatzinvestitionen sind wir gut bedient, dass wir diesen zuverlässigen Käufer gefunden haben. Denn man kann den besten Käufer mit dem schönsten Konzept haben: wenn dieser am Ende den Kaufpreis nicht belegen kann, ist keinem gedient. Und in unserem Fall ging alles glatt.”
Über den Autor:
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Geschäftsführer Heinz Jasken, Prokuristin Renate Röblitz
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