Ehrlich, direkt und ungeschminkt: Ein Interview mit zwei jungen Gründerinnen
Es ist 2025, und Kathrin und Romy, Gründerinnen des Kölner Unternehmens ever so tiny, blicken auf eine Reise zurück, die mehr Hürden als Abkürzungen bereithielt. Ihre Marke, die hochwertige DIY-Schmucksets anbietet, ist das Ergebnis von Mut, Flexibilität und der Erkenntnis, dass der erste Plan selten der beste ist.
Der Startschuss: Von Mutmachern und Rotweinmomenten
Wie hat alles angefangen?
Romy: „Ich weiß es noch wie heute. Kathrin und ich frühstückten zusammen, und plötzlich sagte sie: ‚Mit dir könnte ich mir total gut vorstellen, ein Unternehmen zu gründen.‘ Ich fand die Idee schön, und es war ganz nebenbei noch ein wunderbares Lob, aber es war eher so ein Gedanke, der im Raum blieb. Es verging ein Jahr, bis sich daraus wirklich etwas entwickelte.“
Kathrin: „Das war tatsächlich ein gemeinsamer Abend mit guten Freundinnen und dem ein oder anderen Glas Rotwein. Ich hatte die Idee, DIY-Schmucksets auf Etsy zu verkaufen, und war so überzeugt, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte von der Idee zu erzählen. Romy sagte sofort: ‚Ich bin dabei!‘ Und dann kam am nächsten Morgen diese Nachricht von ihr: „Das ist es. Wir machen das jetzt!‘ Das hat mir richtig Energie gegeben.“
Key Learning: „Man kann sich gegenseitig viel geben – genau das, was einem selbst vielleicht fehlt“, sagt Romy. „Ich hatte keine Vision, keine Idee, und Kathrin brauchte den Mut, die Begeisterung einer Mitstreiterin, das Ganze wirklich professionell anzugehen. Dieser Start war von Anfang an unsere größte Stärke.“
Die Realität: Viel Bürokratie und zuckende Augenlider
Was hat euch am Anfang überrascht?
Kathrin: „Wie lange allein die Grundlagen brauchen. Wir dachten, nach der Gewerbeanmeldung und ein paar Formularen könnten wir einfach loslegen. Aber bis wir wirklich startklar waren, vergingen Monate. USt-ID, Gesellschaftsvertrag, DSGVO … – diese Dinge haben uns viel Zeit gekostet. Und das hat uns am Anfang ehrlich gesagt ganz schön ausgebremst.“
Romy: „Für mich war es definitiv die Arbeitsbelastung. Ich kam aus einer Vier-Tage-Woche und war immer die Queen der Work-Life-Balance. Plötzlich hatte ich eine 60- bis 70-Stunden-Woche und musste herausfinden, wie ich meine Energie einteilen kann, ohne mich selbst zu verlieren. Das ging nicht spurlos an mir vorbei – ich hatte erste Überlastungssymptome, Tinnitus und zuckende Augenlider. Es war eine völlig neue Realität, und ich musste lernen, meine eigenen Grenzen zu erkennen und zu setzen.“
Wie seid ihr damit umgegangen?
Kathrin: „Ich glaube, ich habe das am Anfang unterschätzt. Als Romy im Sommer erste Überlastungssymptome hatte, war das für mich ein Moment, innezuhalten. Ich habe gemerkt, dass wir nicht nur für uns selbst, sondern auch füreinander eine Verantwortung haben. Wir müssen beide darauf achten, jeweils unsere Grenzen zu wahren. Seitdem versuchen wir bewusster, uns gegenseitig zu ermutigen, Pausen zu machen und nicht alles auf einmal zu wollen. Das hat uns als Team stärker gemacht – denn letztlich funktioniert eine Partnerschaft nur, wenn beide gesund und motiviert bleiben.“
Key Learning: „Work-Life-Balance ist nicht etwas, das von allein kommt“, ergänzt Romy. „Es braucht Bewusstsein, gegenseitige Unterstützung und den Mut, auch mal Nein zu sagen – selbst zu den eigenen Erwartungen.“
Kill your Darlings: Ein Startkonzept für die Tonne
Euer ursprüngliches Konzept war ein anderes, oder?
Kathrin: „Ja, wir hatten die Idee, ein Basis-Set anzubieten, das die Kund*innen mit sogenannten Highlights individualisieren können. Wir dachten, die Leute wollen kreativ sein und sich ihre Schmuckstücke selbst zusammenstellen.“
Romy: „Dann kam unser Opening-Event, und wir haben schnell gemerkt, dass das nicht funktioniert. Jede*r wollte genau das Schmuckstück, das auf den Bildern oder bei unseren Instagram-Models zu sehen war. Die Frage war immer: ‚Was muss ich kaufen, damit ich genau diese Kette / dieses Armband bekomme?‘“
Wie habt ihr darauf reagiert?
Kathrin: „Das war ein harter Moment. Unser erstes Konzept steckte in allem – im Aufbau unseres Onlineshops, in der Verpackung, in der gesamten Produktgestaltung. Es steckte so viel Arbeit und Zeit darin. Als wir an diesem Tag beschlossen, alles umzustellen, wussten wir: Das wird uns mindestens drei Monate zurückwerfen. Aber uns war auch klar, dass es notwendig war, wenn wir Erfolg haben wollten.“
Romy: „Wir haben uns gesagt: ‚Lieber jetzt die Reißleine ziehen und neu anfangen, als an etwas festzuhalten, das nicht funktioniert.‘ Es war nicht leicht, so viel Arbeit loszulassen. Aber rückblickend war es die richtige Entscheidung.“
Key Learning: „Nur, weil etwas gut klingt und du davon überzeugt bist, heißt das nicht, dass es auch funktioniert. Wenn etwas nicht klappt, sei mutig genug, es zu ändern,“ fasst Kathrin zusammen.
Social Media: Fluch oder Segen:
Social Media spielt bei jungen Marken eine große Rolle. Wie seid ihr an dieses Thema herangegangen?
Kathrin: „Das war für mich ein völlig neues Feld und auch eine Riesenherausforderung. Ich bin nicht mit Social Media groß geworden und musste erst einmal verstehen, wie das alles funktioniert: Wann postet man? Was postet man? Mit welchem Ziel? Es war eine gigantische Lernkurve, die mich immer noch täglich herausfordert. Vor allem die Konstanz und die vielen Details, die dabei wichtig sind, waren für mich eine Überraschung.“
Romy: „Für mich war es eher der Anspruch. Ich komme aus dem Digital-Marketing, und ich wusste genau, was alles möglich wäre. Aber die Zeit reicht nie aus, um alles perfekt zu machen. Das hat mich am Anfang frustriert, weil ich meine eigenen Standards nicht erfüllen konnte. Gleichzeitig habe ich gelernt, dass ‚gut genug‘ oft besser ist als gar nichts – und dass Authentizität wichtiger ist als Perfektion. Unsere Kund*innen möchten uns als Menschen kennenlernen, und das funktioniert nicht, wenn alles nur glatt und makellos aussieht und wir nur unsere Produkte posten.“
Key Learning: „Social Media ist kein Sprint, sondern ein Marathon“, fasst Kathrin zusammen. „Man muss dranbleiben, auch wenn es manchmal überwältigend ist, und sich gleichzeitig erlauben, nicht perfekt zu sein. Am Ende zählt, dass man sichtbar bleibt und echt ist – denn das ist, was die Menschen anspricht.“
Landleben als gemeinsame Prägung
Ihr seid beide in kleinen Städten aufgewachsen. Hat euch das geprägt?
Kathrin: „Auf jeden Fall. Ich bin in Waldbröl aufgewachsen, und dort hat man oft weniger Ablenkung, dafür aber mehr Zeit, Dinge selbst zu machen. Schon als Kind habe ich Perlenschmuck gebastelt, stundenlang gefädelt und meine Designs verschenkt. Das war für mich eine wunderbare Art, kreativ zu sein.“
Romy: „Das kenne ich aus meiner Kindheit im wunderschönen Xanten. Für mich war Kreativität immer etwas Handwerkliches. Ich habe mit meinem Vater Möbel gebaut und früh gelernt, wie viel Spaß es macht, etwas mit den eigenen Händen zu schaffen. Dieses Gefühl von Stolz, wenn man etwas Eigenes gestaltet hat, begleitet mich bis heute.“
Wie spiegelt sich das in euren DIY-Sets wider?
Kathrin: „Unsere Sets sind so konzipiert, dass sie jedem eine kreative Auszeit ermöglichen – egal, ob man auf dem Land oder in der Stadt lebt. Natürlich gibt es in Großstädten unzählige kreative Kurse und Workshops, aber wir wollen auch Menschen erreichen, die das zu Hause erleben möchten.“
Key Learning: „Kreativität kennt keinen Ort“, sagt Kathrin. „Ob in Xanten, Waldbröl oder Köln – es geht darum, sich die Zeit zu nehmen und die Möglichkeit zu schaffen. Genau das wollen wir mit unseren Sets möglich machen.“
Ausblick: Aktuelle Herausforderungen und Ziele
Woran arbeitet ihr momentan?
Kathrin: „Gerade beschäftigen wir uns mit vielen Baustellen. Für unser neues Konzept fehlt uns noch das perfekte visuelle Konzept für die Website. Unsere Schmucksets sind eben nicht nur ein fertiges Armband oder eine Kette – sie sind mehr. Es geht um die Zeit, die man sich selbst oder mit Freund*innen schenkt. Um Kreativität, Stolz und diese besonderen Momente. Das online so zu vermitteln, wie wir es uns vorstellen, ist gar nicht so einfach.“
Romy: „Ein großes Ziel ist, mehr in den direkten Kontakt mit unseren Kund*innen zu kommen. Nur online zu verkaufen, ist langfristig einfach nicht genug. Begegnungen sind so wertvoll – da lernen wir am meisten, und es macht unglaublich Spaß. Deshalb planen wir gerade Events und Workshops, um unsere Community auch offline besser kennenzulernen und mehr Menschen zu erreichen. Außerdem arbeiten wir an einer neuen Kollektion. Unser Sortiment ist aktuell noch sehr limitiert, aber wir wollen es langsam erweitern – immer mit dem Anspruch, dass alles unseren Standards entspricht. Wir nehmen uns lieber mehr Zeit, als Kompromisse einzugehen.“
Website: https://ever-so-tiny.com
Instagram: https://www.instagram.com/ever.so.tiny/
Firmenportrait
Wir bieten exklusive Schmucksets zum Selbermachen – hochwertig, nachhaltig und voller Persönlichkeit. Unsere Mission ist es, Menschen kreative Auszeiten zu schenken und ihnen zu ermöglichen, Schmuckstücke zu gestalten, die so individuell sind wie sie selbst.
Was uns besonders macht: Wir verbinden minimalistisches Design mit maximalem Anspruch an Qualität, Nachhaltigkeit und Wertschätzung. Unsere Materialien sind sorgfältig ausgewählt – von echten japanischen MIYUKI-Glasperlen über recycelte Süßwasserperlen bis hin zu 18K-goldplattierten Verschlüssen. Dabei verzichten wir konsequent auf Plastik.
Mit unseren DIY-Sets möchten wir ein Gegenpol zur Wegwerfmode sein. Wir glauben an Qualität, an selbstgemachte Geschenke mit Bedeutung – und an Schmuck, der nicht nur glänzt, sondern Geschichten erzählt.
Kontakt:
Romy Langenberg
romy@ever-so-tiny.com
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