Weiter in getrennten Welten?
txn. Im Laufe der letzten zwanzig Jahre ist der Anteil erwerbstätiger Frauen kontinuierlich gestiegen. Trotzdem ändern sich die Geschlechterrollen kaum. Auch wenn es in Deutschland immer mehr berufstätige Frauen gibt, die die traditionellen Rollenmuster aufbrechen, unterscheidet sich die Berufswahl von Männern und Frauen noch immer deutlich.
Laut statistischem Bundesamt übt nur jede fünfte Frau einen Beruf aus, in dem das Geschlechterverhältnis in etwa ausgeglichen ist. Nicht nur im Baubereich und anderen körperlich beanspruchenden Berufen dominieren männliche Erwerbstätige. Auch in anderen Berufsgruppen, wie im Metallbau oder in der Elektronikbranche, haben sich Frauen bisher kaum etabliert – hier liegt der Männeranteil bei über 90%. Die Gründe für derart festgelegte Rollenbilder sind vielfältig. Einerseits spielen sicherlich Neigungen und Interessen eine Rolle, die bereits vor dem Start ins Berufsleben durch Schule und Elternhaus entwickelt wurden. Andererseits gibt auch eine gewisse Scheu, sich auf männerdominierte Beruf einzulassen. Daher bleiben vor allem die meisten handwerklichen und technischen Berufe “fest in Männerhand”, während alle Bereiche der Erziehung und des Office-Management von Frauen dominiert werden. Für die Gesamtwirtschaft kann dies zukünftig problematisch werden, da auf das Potenzial qualifizierter Frauen im Handwerk bei zunehmendem Fachkräftemangel nicht verzichtet werden kann.
Eine wichtige Rolle spielen hierbei jene Frauen, die nach der Elternzeit den Wiedereinstieg ins Berufsleben wagen. Denn hier ist in erster Linie die Flexibilität des Arbeitsgebers gefragt, um Beruf und Familie vereinbar zu machen. Unternehmer, die in ihrer strategischen Planung die Bedürfnisse von Müttern berücksichtigen, können punkten. Im Handwerksbereich ist bereits eine Vielzahl derart familienorientierter Betriebe zu finden. Denn sowohl dem Unternehmen als auch den Mitarbeitern eröffnen sich gleichermaßen große Chancen, wenn die Arbeitsbedingungen – beispielsweise im Rahmen flexibler Arbeitsplatzmodelle – an die Erfordernisse der Beschäftigten angepasst werden.
Diese Flexibilität fällt Unternehmern heute leichter denn je, denn fachlich müssen sich Frauen schon lange nicht mehr hinter ihren männlichen Kollegen verstecken. “Technische und handwerkliche Begabungen sind nicht geschlechtsspezifisch, reine Muskelkraft ist kein Kriterium für erfolgreiche Handwerksarbeit”, stellt Petra Timm, Unternehmenssprecherin beim Personaldienstleister Randstad Deutschland, fest. Jungen Müttern rät die Arbeitsmarktexpertin, sich auch für Jobs in Handwerksbetrieben zu qualifizieren. In einem Berufszweig mit starkem Männerüberschuss können Frauen mit Kompetenz und Fachwissen überzeugen, dann gelingt der Berufsstart oder Wiedereinstieg – auch in einem typischen Männerberuf.
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