Männer verlassen sich häufiger auf ihre Intuition
Bad Soden am Taunus, 22. Februar 2016. Empathie ist extrem wichtig, wenn es darum geht, das Verhalten anderer Menschen zu verstehen. In fast allen Berufen ist diese Fähigkeit stärker gefragt als die meisten anderen Kompetenzen. Leider versteht jeder etwas Anderes darunter. Das erschwert die Verständigung. Es gibt eine Forschungstradition, die sich um Klarheit bemüht und die praktischen und nützlichen Auswirkungen der Empathie untersucht.
Demnach besteht Empathie aus drei unterschiedlichen Fähigkeiten: emotionale, kognitive und soziale Empathie. Emotionale Empathie erkennt man daran, dass jemand das gleiche empfindet wie ein anderer Mensch. Die Gefühle wirken “ansteckend” und wandern von einer Person zur andern. Diese Form der Empathie wirkt anziehend und stärkt zwischenmenschliche Beziehungen. So entsteht ein Gefühl der Zugehörigkeit (Identifikation). Menschen mit einer stark ausgeprägten kognitiven Empathie können sehr zuverlässig einschätzen, welche Gedanken, Motive und Absichten andere Menschen antreiben. Sie können die Körpersprache sehr gut deuten und wissen meistens ganz genau, was sie sagen müssen, um bestimmte Gedanken oder Gefühle bei anderen Menschen auszulösen. Kognitive Empathie stärkt das Verantwortungsbewusstsein. Ein treffendes Beispiel für soziale Empathie ist das sichere Gespür dafür, wie sich ein Team verhalten wird. Die zwischenmenschlichen Beziehungen in einem Team sind wesentlich komplexer und folgen völlig anderen Regeln als die Zusammenarbeit von zwei oder drei Menschen. Man denke zum Beispiel an die Einschätzung der Leistung einer Fußballmannschaft im nächsten Spiel. Noch schwieriger ist die Voraussage des Verhaltens eines derart komplexen soziotechnischen Systems wie eines Unternehmens.
Wie unterscheiden sich Männer und Frauen bei der Empathiefähigkeit? Nimmt man alle drei Formen der Empathie zusammen, besteht kein wesentlicher Unterschied. Sowohl Männer als auch Frauen mit stark ausgeprägter Empathie sind zugleich umsetzungsstark. Das bedeutet, dass sie ihre empathischen Stärken im Alltag erfolgreich anwenden. Empathie ist keinesfalls eine abstrakte Tugend oder eine Fähigkeit, von der man sagen könnte, “nice to have”. Im Gegenteil: Empathie macht erfolgreich! Empathiefähigkeit nimmt mit steigendem Alter zu und ist besonders stark bei Personen mit einer langjährigen Erfahrung als Führungskraft (mehr als 5 Jahre) ausgeprägt. Dabei ist der Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Führungskräften besonders auffallend: Der Zusammenhang zwischen sozialer Empathie und Umsetzungsstärke ist bei Männern doppelt so stark wie bei Frauen. Das bedeutet, dass männliche Führungskräfte ihren Erfolg vor allem ihrer sozialen Empathie zu verdanken haben. In etwas abgeschwächter Form gilt das auch für Männer und Frauen ohne Führungserfahrung.
Und was macht Frauen erfolgreich (umsetzungsstark)? Sie merken sehr schnell, wie sich andere Menschen fühlen, über was sie gern reden möchten und erfassen präzise einzelne Beziehungen zwi-schen verschiedenen Menschen. Männer verstehen andere Menschen genauso gut, gehen aber einen Schritt weiter und schließen auf das zukünftige Verhalten; sie machen häufiger die Erfahrung, dass sie sich auf ihre Intuition verlassen können. Frauen gelingt es besser, ihre Gefühle so zu beeinflussen, dass sie die Arbeit erleichtern. Fazit: Beide Geschlechter ergänzen sich sehr gut. Und diese Ergänzung ist es, die den Erfolg für beide ausmacht.
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