Blind Date Abstrakte Kunst für Blinde?

(NL/2950086322) Der Kulturgarten NRW e.V. freut sich über Platz 11 beim Engagement-Wettbewerb 2017 der AVU. Der Verein hatte sich mit dem Projekt Blind date Mit den Händen sehen beworben. Schmückt man sich hier mit fremden Federn?

Die AVU Aktiengesellschaft für Versorgungs-Unternehmen in Gevelsberg verleiht die ENKrone als Engagement-Preis für besondere Projekte in den Bereichen Sport, Kultur und Soziales im Ennepe-Ruhr-Kreis – in diesem Jahr bereits zum dritten Mal. Bisher konnten schon 165 Projekte mit insgesamt 135.000 Euro gefördert werden. Als die fränkische Künstlerin Christa Jäger-Schrödl von der Nominierung Ihrer Ausstellungsidee mit ihrem Ausstellungsnamen Blind Date las, war sie mehr als erstaunt.

Natürlich hatte Sie mit dem KulturgartenNRW e.V. darüber gesprochen, gerne mit Ihrer Ausstellung Blind Date Kunst zum Anfassen nach NRW zu kommen. Dass man Ihr Ausstellungs-Konzept, abstrakte Kunst auch Blinden näher zu bringen, inklusive dem Projektnamen Blind Date gleich als eigenes Konzept für die Bewerbung beim Engagement-Wettbewerb der AVU einreichen würde, das hätte sie allerdings nicht erwartet. Zumal eine Ausstellung mit ihr nur zur Disposition stand und nicht fest vereinbart war.

Schon die Suche nach Räumlichkeiten für eine Ausstellungsdauer von mehr als zwei Tagen sei für den KulturgartenNRW e.V. schwierig gewesen. Monatelang korrespondierten wir hin und her. Erst gab es keinen geeigneten Raum, dann war es plötzlich ein Problem, die Bilder zu hängen; dann war der Transport ein Problem und zu guter Letzt gab es keine Mittel, um mir eine Übernachtungsmöglichkeit stellen zu können, erklärt Christa Jäger-Schrödl über Ihre Erfahrung mit dem noch jungen Kunstverein. Die Planung habe sie lediglich viel Zeit und Geld gekostet. Einige Ihrer Bilder seien bereits für eine Hängung an speziellen Stellwänden neu gerahmt und vorbereitet worden. Die Bewerbung des KulturgartenNRW beim AVU Engagement-Wettbewerb mit dem Namen meiner Ausstellung Blind Date und meinem Konzept: Auch blinden Menschen Zugang zu abstrakter Kunst zu ermöglichen hat mich geärgert. Gerne hätte ich meine guten Erfahrungen mit Blind Date in Nürnberg eingebracht.

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Wie kam es zur Ausstellungsreihe Blind Date?

Richard Bartsch, der Bezirkstagspräsident von Mittelfranken und bbs-Verwaltungsratsvorsitzender hatte die Idee, meine Ausstellung einmal speziell und hauptsächlich blinden und sehbehinderten Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu zeigen erzählt die Künstlerin. Natürlich habe ich schon früher versucht, blinde Menschen einzuladen, aber die Ausstellung mit dem Motto: Anfassen explizit erlaubt im bbs Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte in Nürnberg war ein ganz besonderes Erlebnis. Verblüffend war vor allem die unterschiedliche Herangehensweise von Sehenden und Blinden beim Ertasten der Bilder. Während wir Sehenden dazu neigen, ein Bild vom Rahmen her, mit jeder Hand separat von außen nach innen zu erfühlen, tasten Sehbehinderte mit den Fingern beider Hände nebeneinander und beginnen an einer beliebigen Stelle inmitten des Bildes.
Die Bilder von Christa Jäger-Schrödl weisen eine überraschende Dreidimensionalität auf, die man auf ihrer Homepage nur erahnen kann. Sie sind abstrakt, haben aber immer etwas Gegenständliches, was vielen Betrachtern den Zugang vereinfacht. Es bleibt viel Raum für Fantasie und individuelle Assoziationen; die spannenden Oberflächen reizen zum Berühren. Aber, meint die Künstlerin lachend es gibt immer nur zwei Meinungen zu meinen Bildern: Entweder man mag sie oder man mag sie eben nicht. Die PR-Frau braucht diese künstlerische Arbeit zum Ausgleich und Stressabbau.

Auf die Idee, blinde Menschen zu Ihren Ausstellungen einzuladen, kam die Künstlerin bei einer Vernissage in Erding. Unerwartet bat ein blinder, junger Mann darum, vielleicht eines der Bilder ertasten zu dürfen. Es war damals ein Bild aus der Serie Fire. Heute schützt die Künstlerin ihre Werke durch eine besondere Firniss und lädt explizit zum Berühren ein.
Weiter Infos unter: http://www.atelier-cj.de

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* Der Abdruck ist frei. Wir bitten um ein Belegexemplar.

Kurzinfo zu Christa Jäger-Schrödl:

Schon seit vielen Jahren zeigt die fränkische Künstlerin Christa Jäger-Schrödl ihre großformatigen Werke auf Ausstellungen und im Internet. Die grafische Begabung wurde bereits im Kindesalter gefördert. Nach der FOS Gestaltung übte sie sich während des Architekturstudiums im Abstrahieren. Einige Jahre später entwickelte sie in einer Werbeagentur mit unterschiedlichsten Farben, Lacken und Materialien ihre ganz eigene Technik. Heute braucht die PR-Frau die künstlerische Arbeit zum Ausgleich und Stressabbau.

In ihren Bildern, die man größtenteils als Collagen bezeichnen könnte, prägen Strukturen die Bildhöhepunkte. Das verleiht ihnen eine erstaunliche Tiefe, die man auch erfühlen kann. Das Besondere ist: Zu jeder Ausstellung sind blinde und sehbehinderte Menschen willkommen.

Mit der Ausstellungsreihe BLIND DATE spricht Christa Jäger-Schrödl sehr speziell blinde und sehbehinderte Menschen an. Natürlich lädt sie auch die Sehenden dazu ein, die Farbenexplosion ihrer Bilder zu genießen und ein erstes Ertasten zu versuchen. Freuen Sie sich auf eine ungewöhnliche Ausstellung demnächst in Ihrer Nähe?

Kunst ist schön – macht aber viel Arbeit. (Karl Valentin)

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