Britta Kummer

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Eine einzige Aussage könnte Berlin vor der Zerstörungswut eines Unbekannten retten, doch bei der Polizei stößt Susanne P. auf taube Ohren. Ein unwahrscheinlicher Tag nimmt seinen Lauf, als die erste Explosion die Stadt erschüttert.

Auszug:
Dienstag, 28.02.2012
5:58 Uhr „Habe ich das eben wirklich gehört?“, fragte sich Susanne. Ihre Hände fingen an zu zittern und ihre Knie wurden weich. „Was mache ich jetzt?“. Sie konnte für ein paar Sekunden keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ungläubig sah sie aus dem Fenster des Busses, der sie zur Arbeit fahren sollte.
Der Regen prasselte an die Scheiben. Die wenigen Menschen draußen liefen unter Schirmen, einer hatte sich eine Tüte über den Kopf gestülpt, um sich vor dem kühlen Nass von oben zu schützen. Einen Moment vergaß sie, was sie gerade gedacht hatte. Ihr Kopf war leer. Nur ein starrer Blick hinaus, ohne wirklich etwas zu sehen.
Noch wenige Stationen, dann wäre sie bei ihrer Arbeitsstelle gewesen.
Sollte sie umkehren, den Bus zurück nehmen und zur Polizei? Die nächste Polizeistation war nicht weit entfernt. Sollte sie dort anrufen? Würde man ihr glauben, was sie gerade gehört hatte? Sie suchte in ihrer Handtasche nach dem Handy. Lippenstift, Kugelschreiber, Schlüssel. Alles hatte sie gefunden, aber ihr Handy war weg. Weg? Nein, sie hatte es doch eben noch.
„Entschuldigung, ist das ihr Handy?“, fragte ein großer junger Mann mit sehr freundlicher Stimme. Susanne war wohl das Handy vor Schreck runtergefallen, ohne dass sie es bemerkt hatte. Der blonde Mann hob es auf und streckte es Susanne entgegen. Er schien Anfang 20 zu sein und wirkte in seinem Wesen sehr adrett.
Sein Haar war zum Seitenscheitel gekämmt und seine schönen Fingernägel wirkten sehr gepflegt. Darauf achtete Susanne immer bei Männern.
Er schaute sie an. „Und? Ist das ihr’s?“, fragte er und lächelte dabei. Ein atemberaubendes Lächeln, das sie normalerweise in Verzückung gebrachte hätte. Doch in dieser Situation konnte oder wollte sie nicht darauf anspringen.
„Ähhh, ja Danke, das ist mein Handy“, sagte sie zu ihm, nahm das Handy und steckte es in ihre Handtasche. Ohne ihn anzusehen ging sie zum Handlauf mit dem „STOP“ und drückte den Knopf.
Sie musste hier raus. Jetzt. Ihre Gedanken waren wieder bei dem Gespräch, welches sie vor wenigen Minuten mitgehört hatte. Der junge Mann fragte sie noch, ob er ihr irgendwie helfen könne, aber sie nahm ihn kaum wahr.
Der Bus der Linie 104 hielt in der Wildenbruchstraße an und Susanne war die Einzige, die hier ausstieg. Zumindest kam es ihr so vor. Der Wind peitschte ihr in diesem Moment den Regen und auch die Wassertropfen, die von dem nebenstehenden Baum herunterfielen, ins Gesicht. So hatte sie nicht gehört, dass doch noch jemand ausstieg.
In der Ferne gingen Sirenen. Ansonsten war es ruhig, bis auf den Regen, der auf den Gehweg prasselte und dem Motorgeräusch des Busses, der weiterfuhr. Da bemerkte sie, dass der junge Mann von eben neben ihr stand. Erschrocken hielt sie sich die Hand vor den Mund und blickte dabei tief in die Augen des Mannes.
„Huch! Warum? Wieso? Was wollen sie?“, fragte sie mit einer ängstlichen aber auch sehr energischen Stimme. Der junge Mann machte einen Schritt zurück; das hatte er nicht gewollt. Er hob die Arme, als wolle er sich ergeben. Erstaunt sah er Susanne an. Hatte er etwas Verbotenes getan? Er nahm die Arme wieder herunter und sortierte gleich seine Jacke und seine Krawatte.
„Ich wollte Sie nicht erschrecken“, sagte er mit leiser Stimme. „Ich wollte Sie nur fragen, ob alles in Ordnung ist. Sie machten mir einen verwirrten Eindruck, da wollte ich Sie nicht allein lassen“.
Susanne atmete tief durch, sah den jungen Mann an und sagte: „Es ist alles in bester Ordnung“.
In diesem Moment fuhr ein Lastkraftwagen die Strasse entlang, scherte in die Haltebucht des Busses ein und bremste stark ab. Ehe der große Kastenwagen zum Stehen kam, erfasste er eine Pfütze. Das Wasser darin entleerte sich in einem Guß über die beiden an der Haltestelle Stehenden. Fassungslos standen die beiden da und sahen sich mit weit geöffneten Mündern an. Seine dunkelgraue Hose und ihr langer schwarzer Rock waren triefend nass. Dann vernahmen sie ein quietschendes Geräusch und noch weitere Sirenen. Das Quietschen war sehr nah, die Sirenen kamen schnell näher …
© Klaus-J.Teutloff

Weitere Meldungen:  Die DAF-Highlights vom 16. bis zum 22. März 2015

Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=EgznVk5mNeg

Produktinformation:
Empfohlen ab 18 Jahre
Taschenbuch: 432 Seiten
Verlag: Books on Demand; Auflage: 1 (31. August 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3741293954
ISBN-13: 978-3741293955
Auch als E-Book erhältlich!

Über den Autor:
Klaus-J. Teutloff wurde 1968 in Berlin geboren. Seine Kind- und Jugendzeit verbrachte er im Bezirk Neukölln. Nach der Schule lernte er den Beruf des Tischlers.
Als junger Erwachsenen zog er nach Berlin-Kreuzberg und gründete dort eine Familie, aus der 1989 eine Tochter hervorging.
2001 gab es einen Wendepunkt in seinem Leben. Er zog von Berlin nach Ennepetal (NRW), wo er auch heute noch, mit seiner zweiten Frau, sehr gern lebt.
Zum Schreiben kam Klaus-J. im Jahr 2012. Er wollte seine Ängste vor dem Terror auf der Welt, gerade nach dem 11. September 2001, und seine Lebensgeschichte in Einklang bringen. Daher sind Teile dieses Buches autobiographisch.
Den Bezug zu seiner Geburtsstadt hat er nie verloren. Gerade deshalb hat er sich Berlin und den dazu gehörigen Dialekt, als „Spielstätte“ und „Sprache“ für sein Buch ausgesucht.
https://klausj-teutloff.jimdo.com/