Weihnachtliche Düfte locken Kinder wie Erwachsene auf den Wiener Christkindlmarkt.
An einem der Verkaufsstände arbeitet Hannah. Hinter ihrem schrillen Äußeren verbirgt sich eine junge Frau, deren Kindheit kein Honiglecken war. Aufgewachsen in einem Waisenhaus, musste sie erfahren, dass Liebe und Zuneigung unerfüllte Herzenswünsche bleiben.
Dem Waisenhaus steht Georgine Häusler vor. Ihr ist Hannah ein Dorn im Auge und das nicht nur aufgrund der provokativen Art, die diese an den Tag legt.
Ein Kind des Waisenhauses verschwindet auf unerklärliche Weise im Tiergarten Schönbrunn, ein Verbrechen kann nicht ausgeschlossen werden. Mit allen Mitteln versucht Georgine Häusler, Hannah dafür verantwortlich zu machen. Ein weiteres Kind wird als vermisst gemeldet … und bald darauf fehlt auch von Hannah jede Spur.
Von Weihnachtsfrieden ist keine Rede mehr, als sich der wahre Charakter der Heimleiterin herauskristallisiert, der ein Tierpfleger und ein korrupter Polizist zur Seite stehen.
Über all dem schwebt der Wunsch eines Jungen im Herzerlbaum , der den weihnachtlichen Rathauspark schmückt.
Leseprobe:
Helene Baum ließ Pfader, Lampert und Häusler nacheinander vorführen. Es war nicht das erste Verbrechen, das die Kommissarin aufzuklären hatte, aber mit Sicherheit eines der undurchsichtigsten und – unter Umständen – eines mit Todesfolge.
Die Häusler brach nach nicht einmal einer halben Stunde Verhör zusammen. Jammernd, als werde ihr das Wohlwollen einbringen, erzählte sie, was ihr vor Jahren an vermeintlichem Unrecht widerfahren war und was sie für sich durch Hannahs Entführung hatte erreichen wollen. Ständig versicherte sie, dass es nie so weit hätte kommen sollen, dass Hannahs Leben in Gefahr geriet.
Helene Baum kannte sich in geschönten Darstellungen aus und begriff rasch, dass Georgine Häusler alles, aber wirklich alles ins Kalkül gezogen hätte, um letztlich an das Hannah zustehende Erbe zu gelangen. Dass sie andere für sich die ›Drecksarbeit‹ verrichten ließ, passte zum Charakter dieser Frau.
Lampert versuchte noch eine Weile, sein Polizisten-Image aufrechtzuerhalten und griff zu der Version, dass er irrtümlich in den Schlamassel geraten sei. Zu seinem – vorläufigen – Vorteil gereichte ihm, dass noch niemand von der versuchten Vergewaltigung wusste.
Als er jedoch mit den Aussagen von Pfader konfrontiert wurde, der sich aus seinen Aussagen selbst einen Strick drehte, knickte auch er ein. Zufrieden mit dem Ergebnis ließ Baum die Protokolle schreiben.
Die Häusler hatte zugegeben, dass Hannahs Großmutter noch lebte! Baum würde sich zu gegebener Zeit selbst ein Bild über den Gesundheitszustand der alten Frau machen. Freilich machte dies erst Sinn, wenn sie ihr nicht gleichzeitig auch die Todesnachricht der Enkelin überbringen musste.
Die Männer der Feuerwehr arbeiteten fieberhaft. Der Einsatzleiter bat Simon und Hans Schuhmacher, sich zurückzuhalten. »Ihre Hilfsbereitschaft in allen Ehren. Aber hier ist Können gefragt. Wir haben die Ausrüstung und besitzen alles Nötige, um die Verunfallte zu bergen. Sie würden unsere Arbeit nur behindern.«
Es wurde Zeit für ein klärendes Gespräch zwischen Vater und Sohn. Simon machte keinen Hehl aus seiner Mitschuld.
»Ich hab’ mehr als nur Mist gebaut, Papa«, gab er zu. »Es tut mir aufrichtig leid, dass ich dich so enttäuscht habe.«
Hans legte seinem Sohn die Hand auf die Schulter. »Enttäuscht wäre ich gewesen, wenn du deinen Fehler nicht erkannt und rechtzeitig die Notbremse gezogen hättest. Was wäre geschehen, wenn du den Dingen ihren Lauf gelassen hättest? Das Leben der Kinder war in höchster Gefahr. Schlimm genug, dass der Einsturz deiner Rettungsaktion ein vorschnelles Ende setzte.«
Dass auch sein Sohn vor Gericht stehen werde, war anzunehmen. Doch Hans Schuhmacher hoffte, dass man Simon den Rettungsversuch zugute schrieb. Die Entschuldigung des Burschen kam jedenfalls aus ehrlichem Herzen.
Plötzlich brach unter den Rettern Hektik aus. Einer der Feuerwehrmänner rief: »Holt die Sanitäter her. Wir haben sie gleich.«
Simon und Hans horchten auf. Lebte die Frau noch?
Zwei Feuerwehrmänner stemmten sich gegen Stützpfosten, während drei weitere die Verschüttete aus Ziegeln und Balken bargen und auf eine Trage betteten. Der Notarzt machte ein besorgtes Gesicht.
»Kritischer Zustand! Eile ist geboten.«
Im Landesklinikum Waidhofen begann ein Kampf gegen den Tod.
© Renate Zawrel
Produktinformation:
Taschenbuch: 208 Seiten
Verlag: Karina Verlag (Nova MD); Auflage: Erstauflage (10. Oktober 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3964431133
ISBN-13: 978-3964431134
Mehr über die Autorin unter:
Autorenhomepage: www.renate-zawrel.at/
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