Für viele ist das Hauptargument gegen ein Deutschland ohne Euro die Furcht vor einer starken Aufwertung der deutschen Währung mit angeblich katastrophalen Verlusten für die deutschen Exporte und unsere Arbeitsplätze. Dieses Argument hält einer kritischen Überprüfung nicht stand.

Deutschland ist als Hochtechnologiestandort jahrzehntelang mit einer starken Währung gut klargekommen. Außerdem führt eine Aufwertung zu sinkenden Importpreisen. Die Ölrechnung wird niedriger, ein Vorteil besonders für die “kleinen Leute”. Ein Urlaub in Südeuropa wird wieder erschwinglich.

Eines der gängigen Argumente gegen den Austritt Deutschlands aus der Eurozone ist die befürchtete starke Aufwertung unserer Währung und die desaströsen Folgen für den deutschen Export. Wie so häufig mit den “gängigen” Argumenten ist auch dieses bei Licht betrachtet falsch, obwohl es gebetsmühlenhaft immer wieder vorgebracht wird.

Zunächst ist einmal davon auszugehen, dass Deutschland nicht alleine aus dem heutigen Währungsverbund austreten wird, sondern auch die Länder, die seit Jahrzehnten einen festen Wechselkurs zur D-Mark unterhalten haben wie Österreich, Niederlande, Belgien und Luxemburg. Ferner werden voraussichtlich auch Finnland und Irland dem deutschen Beispiel folgen. Auch dürften – wie bereits zu hören ist – Schweden, Dänemark und die baltischen Staaten dem Währungsblock stabiler und wettbewerbsfähiger Staaten beitreten. Gegenüber diesen Währungen würde die deutsche Währung naturgemäß nicht aufwerten. Es würde sich ein Nordeuro-Block bilden. Eine Rückkehr zur D-Mark ist nicht zu erwarten.

Zweitens kann heute niemand voraussagen, um wie viel die deutsche Währung bzw. der Nordeuro tatsächlich aufwerten würde. Dabei ist besonders die mittel- und langfristige Entwicklung entscheidend. Sie kann noch weniger vorausgesagt werden. Die Kehrseite der Aufwertung des Nordeuro ist die Währungsabwertung der südlichen Länder. Hier liefert allerdings die Erfahrung mit den Finanzkrisen in Südostasien und Lateinamerika in den 90er Jahren einige Indikationen. Mit Hilfe von Beistandskrediten und scharfen wirtschaftspolitischen Auflagen des Internationalen Währungsfonds (IWF) konnten diese Länder ihre tiefsitzende Finanzkrise erfolgreich überwinden. Eine Hauptforderung des IWF war die Aufgabe der Anbindung ihrer Währungen an den Dollar und eine massive Wechselkursabwertung. Nach entsprechenden Wertverlusten ihrer Währungen und einer strikten Stabilisierungspolitik konnten diese Länder eigenverantwortlich auf einen Wachstumspfad mit Wechselkursaufwertungen wieder zurückfinden. Mit Recht kann man fragen, warum der IWF den europäischen Krisenländern heute nicht dasselbe Rezept empfiehlt. Mit dem “Spardiktat” der Bundeskanzlerin jedenfalls werden unsere Partnerländer sich totsparen.

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Drittens ist für den deutschen Export von entscheidender Bedeutung die künftige Wechselkursentwicklung des Nordeuro gegenüber den wichtigsten Welthandelswährungen wie Dollar und Yen. Es ist keineswegs sicher, dass die Währungen der instabilen europäischen “Pleitestaaten” gegenüber Drittwährungen stabil bleiben werden. Vieles spricht dafür, dass sie auch gegenüber der amerikanischen Währung abwerten mit der Folge, dass der Nordeuro – wenn überhaupt – gegenüber dem Dollar vergleichsweise weniger aufwertet als gegenüber den südlichen Partnerländern. Der Aufwertungseffekt auf unseren Außenhandel wäre also begrenzt.

Viertens hat die D-Mark in der Vergangenheit immer aufgewertet und Deutschland hat trotzdem Handelsbilanzüberschüsse erzielt. Für unsere Exporte ist weniger der Preis entscheidend – Deutschland exportiert keine Bananen oder T-Shirts – sondern qualitativ hochwertige Technologieprodukte. Zudem hat die DM-Aufwertung in der Vergangenheit als “Rationalisierungspeitsche” für die deutsche Wirtschaft gewirkt und Lohnerhöhungen über dem Produktivitätsanstieg verhindert. Zudem werden die Importpreise bei einer Aufwertung sinken, ein weiterer Kostenvorteil für Deutschland. Insbesondere die Ölrechnung fiele bescheidener aus, bei den steigenden Energiepreisen ein gewaltiger Vorteil. Nicht ohne Grund rangiert Deutschland heute im weltweiten Vergleich an vierter Stelle in der Wettbewerbsskala, Frankreich und Italien mit derselben Währung dagegen auf Platz 23 bzw. 49 und die traditionell währungsstarke Schweiz an erster Stelle, wie soeben im Wettbewerbsindex 2013 des Weltwirtschaftsforums von Davos festgestellt.

Schließlich und endlich kann man sich fragen, warum die Verbände der deutschen Wirtschaft und Exportwirtschaft nach wie vor das hohe Lied des Euro singen. Die Erklärung ist einfach. Der Euro hat zweifellos auch zu Kostenersparnissen bei den Wechselkursgebühren und den kostspieligen Kurssicherungsgeschäften geführt und die Kalkulationsbasis für deutsche Exporteure ist sicherer. Vor allem aber: Der Euro gilt aus deutscher Sicht als unterbewertet, wovon die deutsche Exportindustrie profitiert. Auf der anderen Seite wird der deutsche Steuerzahler dermaleinst die Zeche für die verfehlte Europolitik bezahlen müssen, m.a.W. der deutsche Steuerzahler subventioniert unsere Exportwirtschaft. Eine bessere Welt ist für sie kaum vorstellbar.

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Bangemachen gilt dabei nicht! Das Schreckensszenario eines Kollapses der deutschen Exportwirtschaft und unserer Arbeitsplätze ist völlig aus der Luft gegriffen. Weitere Analysen und Beiträge zu Einzelfragen finden Sie auf unserer Homepage.

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