ARAG Experten über autofreie Tage, Radler und Verkehrstote

Die Gefahr auf deutschen Straßen wächst

Es gibt wieder mehr Verkehrstote auf Deutschlands Straßen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind im ersten Halbjahr 2022 laut Statistischem Bundesamt zwölf Prozent mehr Menschen bei Straßenverkehrsunfällen ums Leben gekommen. Zwar ist die Zahl nicht so hoch wie vor Corona, doch für die ARAG Experten Anlass genug, sich zum Autofreien Tag am 22. September die Verkehrssituation einmal näher anzuschauen.

Der Autofreie Tag
Der Gedenktag stammt laut ARAG Experten aus den 1970er Jahren, als ein Engpass in der Versorgung mit Erdöl drohte. Die Behörden in West-Deutschland verfügten im Winter 1973 im Rahmen des Energiesicherungsgesetzes, dass es vier autofreie Sonntage im November und Dezember sowie ein halbjähriges Tempolimit geben sollte. Mit nur wenigen Ausnahmen, z. B. für Taxis, Ärzte und bestimmte Lebensmittel-Lieferanten, herrschte an diesen Tagen allgemeines Fahrverbot. Stattdessen tummelten sich – zumindest an den ersten autofreien Sonntagen – vor allem Fußgänger und Radfahrer auf Autobahnen und Straßen.

Freie Bahn für Rad- und Fußverkehr
Noch immer gibt es in vielen europäischen Städten anlässlich des Autofreien Tages innenstädtische Bereiche, die einen ganzen Sonntag oder mindestens für einige Stunden nur vom Rad- und Fußgängerverkehr sowie den öffentlichen Verkehrsmitteln genutzt werden dürfen. Und das mit gutem Grund: Denn Radfahren ist im alltäglichen Verkehr noch immer ein Risiko. Zwar sinken die Zahlen seit Jahren deutlich, doch sogar im letzten Jahr, als es Corona-bedingt auf den Straßen etwas ruhiger zuging, starben 372 Radfahrer.

Viele Straßenverkehrsunfälle
1.238 Menschen sind in der ersten sechs Monaten 2022 bei Straßenverkehrsunfällen in Deutschland ums Leben gekommen, knapp 170.000 wurden verletzt. Das sind 131 Verkehrstote und 18.285 Verletzte mehr als im ersten Halbjahr 2021, als durch Homeoffice, Homeschooling und Lockdown die Zahlen so niedrig waren wie noch nie. Zwar sind die Zahlen niedriger als zu Vor-Corona-Zeiten – im ersten Halbjahr 2019 wurden 16 Prozent weniger Menschen getötet und zehn Prozent weniger verletzt – doch jeder Unfall ist zu viel.

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Berlin am sichersten
Im Schnitt starben im ersten Halbjahr im deutschen Straßenverkehr 15 Menschen je eine Million Einwohner. Die wenigsten Verkehrstoten hatte laut ARAG Experten Berlin: Hier starben zwei Menschen je eine Million Einwohner, in Bremen sechs und auch in Hamburg lag der Wert mit sieben Verkehrstoten deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Trauriger Sieger ist Sachsen-Anhalt mit 35 Verkehrstoten je eine Million Einwohner, gefolgt von Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern, wo es jeweils 22 im Verkehr getötete Menschen gab.

Die gefährlichsten Länder
Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist der deutsche Straßenverkehr nach Auskunft der ARAG Experten trotzdem recht sicher. Die meisten schweren Verkehrsunfälle Europas gab es 2021 mit 93 Todesopfern pro einer Million Einwohnern in Rumänien. Mittlere Plätze belegen Portugal mit 50, Italien mit 48, Frankreich mit 45 und Spanien mit 32 Verkehrstoten, knapp vor Deutschland, wo es 31 im Straßenverkehr Getötete gab. In Dänemark, Malta und Schweden gab es die wenigsten Todesopfer.

Verkehrsgerichtstag 2022
Zu den wichtigsten Treffen von Fachleuten für Verkehrssicherheit und Verkehrsrecht gehört der Verkehrsgerichtstag, der jedes Jahr in Goslar abgehalten wird. Nach zwei Jahren Pandemie-bedingter Pause fand er dieses Jahr erstmals wieder in Präsenz statt und rund 1.200 Teilnehmer aus rund zwölf europäischen Ländern diskutierten über Themen wie Cannabis im Straßenverkehr, mehr Sicherheit für Radfahrer oder Haftungsrecht in Zeiten von E-Bikes, E-Scootern und Co. Die Empfehlungen an den deutschen Gesetzgeber lauteten: Der Grenzwert für Cannabis (Tetrahydrocannabinol, THC) sollte erhöht werden, um einen Rückschluss auf die Fahrtauglichkeit nach dem Cannabis-Konsum zu ermöglichen. Um Radlern mehr Sicherheit zu bieten, muss mehr Platz für sicher befahrbare Radwege geschaffen werden, junge Radler und Pedelec-Fahrer sollen besser geschult werden und Maße und Gewicht von immer größer werdenden Rädern, Lastenrädern und Gespannen sollten begrenzt werden. Zu guter Letzt sollen Fahrer von E-Scootern und alle Fahrzeuge, die zwischen sechs und 20 Stundenkilometer fahren, bei Unfällen aufgrund der Betriebsgefahr (mit) haftbar gemacht werden. Nach Auskunft der ARAG Experten ist das zurzeit nur möglich, wenn dem Fahrer eine Schuld nachgewiesen werden kann.

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