Christine Erdic

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Mit fast 40 Jahren wagt die Autorin den Absprung in ein neues Leben. Ihr Weg führt sie nach Westanatolien in den geheimnisvollen Orient.

Endstation Anatolien

Auswandern? Mit fast vierzig Jahren und zwei schulpflichtigen Töchtern? Und noch dazu in den Orient?
Das Morgenland lockt mit bunten Basaren, leuchtenden Farben, einem unvergleichlich blauen Himmel und geheimnisvollen mondbeschienenen Nächten. Doch wie ist das wirkliche Leben hinter dem Schleier der Illusionen?
Ein Buch, das das Leben schrieb!

ASIN: B07H7NG5DN

 

Leseprobe aus dem Buch

Türkisches Hochzeitsfest

Es war der 14.Juli, und das Thermometer kletterte über die 40 Grad-Grenze. Heute Abend sollte die Hochzeitsfeier stattfinden, und ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was da auf mich zukam. Im Fernsehen hatte ich mal einen Film über eine türkische Hochzeit auf dem Land gesehen, die drei Tage dauerte und bei der ein Lamm geschlachtet und über einer offenen Feuerstelle gegrillt wurde. Das ganze Dorf nahm an den Festlichkeiten teil, und die Braut wurde auf einem Pferd zum Festplatz geführt. Natürlich war mir klar, dass es hier in der Stadt so nicht ablaufen würde.

Ich hatte problemlos Urlaub bekommen, und meine Eltern hatten wir bereits aus Ayvalık abgeholt. Gegen Mittag trudelten die ersten Verwandten meiner Schwiegermutter aus dem bei Bursa gelegenen Mudanya ein. Es ging jetzt alles ein wenig hektisch zu, da ich gleich einen Termin beim Frisör hatte, der mich herausputzen sollte. Die Prozedur dauerte geraume Zeit, und als ich mit dem sogenannten Brautkopf in das Auto stieg, musste ich sehr aufpassen, dass ich mit aufgetürmtem Haar und Kopfschmuck nirgendwo gegen stieß. In der Wohnung meiner Schwiegereltern erwarteten mich schon die Cousinen meines Mannes, die unbedingt das Schminken übernehmen wollten. Als ich danach in den Spiegel schaute, war ich ein wenig überrascht, wie eine neue Frisur und etwas künstliche Farbe im Gesicht einen Menschen so verändern können, dass er sich selbst ganz fremd vorkommt. In das steife Brautkleid musste ich vorsichtig hineinsteigen. Es bestand aus Synthetik und jeder Menge kunstvoller Spitze. Hugo trug einen cremefarbenen Anzug, der ihm hervorragend zu seinem schwarzen Haar stand, sowie eine Fliege im gleichen Ton, Ich hatte ihn dazu überredet, da ich keinen Bock auf das obligatorische Schwarz hatte. Zufrieden stellte ich fest, dass er blendend aussah.

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Zu meiner Verwunderung gab es erst noch etwas zu essen, bevor wir in die Autos stiegen. Unseren dunkelblauen Brautwagen zierte ein weißes Blumengesteck auf der Kühlerhaube – glücklicherweise hatte man die damals übliche Plastikpuppe weggelassen, die Kindersegen symbolisieren sollte. Meine beiden Töchter bekam ich später trotzdem!

Im Militärcasino der Innerstadt war ein riesiger Saal für die Feierlichkeiten gemietet worden. Hugo und ich wurden jedoch zunächst in das kleine Brautzimmer geführt, während unsere Eltern an der Tür zum Saal zu beiden Seiten Spalier standen, um ankommende Gäste zu begrüßen. Um 19 Uhr sollte die Feier beginnen – üblicherweise startet eine Hochzeit mit der Zeremonie der Trauung, was bei uns aber nun leider nicht mehr möglich war. Im Zimmer wurden wir interviewt, und alles wurde auf einer Filmkassette festgehalten. Später würde man sie in einen Videorecorder legen und ansehen können. Endlich war es soweit! Schulter an Schulter betraten wir den mit Blumenkränzen geschmückten Festsaal. Lauter Applaus ertönte. Fassungslos starrte ich in die mir fast ausnahmslos unbekannten Gesichter von gut 400 Gästen, die sich dort versammelt hatten. Wir wurden an einem langen Tisch am Kopfende platziert, von beiden Seiten flankiert von unseren nächsten Familienangehörigen. Ich kam mir wie auf einem Präsentierteller vor …

Demnächst auch als Taschenbuch!

©byChristine Erdic

Firmeninformation

Die deutsche Buchautorin Christine Erdic lebt zur Zeit hauptsächlich in der Türkei.
Beruflich unterrichtet sie in der Türkei Deutsch für Schüler (Nachhilfe), sie gab
Sprachtraining an der Uni und machte Übersetzungen für türkische Zeitungen.