Wenn es bei einem DAX-Konzern einen Führungswechsel gibt, dann gelangt die Meldung meistens in die Hauptnachrichten, vor allem wenn es sich dabei um ein Schwergewicht wie BMW handelt.

So blieb auch die Meldung um den neuen Vorstandsvorsitzenden bei unserem Depotwert BMW Group nicht lange ein Geheimnis. Im Interesse unserer Anleger möchten wir im Folgenden darauf eingehen.

Der Neue

Zwei Wochen nach dem Rücktritt von Konzernchef Harald Krüger hat der Aufsichtsrat des Münchner Autokonzerns BMW Oliver Zipse zum Nachfolger berufen. Er übernimmt den Vorstandsposten am 16.8.2019, wie das Unternehmen am 18.7.2019 mitteilte.

Oliver Zipse, Jahrgang 1964, ist ein Eigengewächs von BMW, der seine gesamte bisherige berufliche Laufbahn im Münchner Automobilkonzern absolvierte. Er studierte von 1983 bis 1985 an der University of Utah in Salt Lake City Informatik und Mathematik. 1985 setzte er sein Studium in Deutschland an der Technischen Hochschule in Darmstadt im Studienfach Allgemeiner Maschinenbau fort und schloss es 1991 mit dem akademischen Grad Diplom-Ingenieur ab.

Anschließend trat er als Trainee im Bereich Entwicklung, Technische Planung und Produktion bei BMW ein. In den Jahren 1992 bis 1994 arbeitete er als Projektingenieur in der Technologieentwicklung. Von 1994 bis 2006 bekleidete er dann verschiedene Führungsfunktionen in der Entwicklung, Produktion und Produktionsplanung in München und Südafrika. Von 2007 bis 2008 war er als Werksleiter des Mini-Werks im britischen Oxford tätig. Von 2009 bis 2012 leitete Oliver Zipse die Technische Planung, bevor er dann 2012 zum Leiter der Konzernplanung und Produktionsstrategie aufstieg. Mit der Berufung zum Produktionsvorstand von BMW am 13.5.2015 folgte er schließlich dem derzeitigen Vorstandsvorsitzenden Harald Krüger nach, dessen Job er in der Folge jetzt auch wieder übernimmt.

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Als bisheriger Produktionsvorstand war Zipse eine naheliegende Wahl für den Posten als CEO. Drei der vier vergangenen BMW-Chefs hatten diesen Posten zuvor ebenfalls inne. Zudem hat er sich einen Ruf als zuverlässiger Macher erarbeitet.

Welche Baustellen warten auf Oliver Zipse?

Die globalen Handelskonflikte sind nur eine von vielen Baustellen, die auf Zipse als BMW-Chef zukommen. Trotzdem weihte er erst vor wenigen Wochen ein neues Werk in Mexiko ein; von diesem Bau hat er sich trotz der Schutzzolldrohungen von US-Präsident Trump nicht abbringen lassen.
Und wenn er auf die Bilanzergebnisse seines Vorgängers schaut, dann wird Zipse auch ohne sein Studium der Mathematik leicht erkennen, dass der Konzern erstmals seit zehn Jahren im operativen Geschäft einen Verlust ausweisen musste, und zwar einen Verlust von 310 Millionen Euro, nachdem im Vergleich zur Jahresfrist noch ein Betriebsgewinn von 1,88 Milliarden Euro zu Buche gestanden hatte.
Das operative Ergebnis vor Steuern (Ebit) über alle Sparten hinweg betrug laut Bilanz 762 Millionen Euro und sank damit im Vorjahresvergleich um rund 76 Prozent. Die Begründung dafür wurde gleich mitgeliefert: Eine milliardenschwere Rückstellung musste wegen eines Kartellstreits mit der EU gebildet werden. Zudem ist eine schwächelnde Autokonjunktur zu verzeichnen, wie der gesunkene Umsatz um 1 Prozent auf 22,5 Milliarden Euro beweist.

Dass es überhaupt ein positives Konzernergebnis gab, ist auch den deutlichen Ergebniszuwächsen von jeweils rund 15,5 Prozent in den Nicht-Kerngeschäftsbereichen Finanzdienstleistungen (648 Millionen Euro) und Motorräder (rund 90 Millionen Euro) zu verdanken.
Wegen dieser trüben Aussichten senkte BMW nun seine Prognose für die zu erwartende operative Rendite von 6 bis 8 Prozent auf 4,5 bis 6,5 Prozent.

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Eine Kernfrage bleibt, nämlich mit welchen Antrieben die Münchner in Zukunft ihr Geld verdienen wollen. Mit dem i3 brachte BMW zwar 2011 eines der ersten Elektroautos auf den Markt und gilt seither als Pionier auf diesem Gebiet, doch der i3 erwies sich als nicht rentabel.
BMW indes hat sich aktuell aufs Ausprobieren verschiedener Antriebsarten verlegt: Neben E-Autos und den noch immer verbreiteten Benzinern und Dieseln will das Unternehmen künftig auch verstärkt auf Wasserstoff setzen, will also quasi auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen.
Doch um sich dauerhaft für alle Optionen zu rüsten, produziert die Firma eigentlich zu wenig Autos. Tesla, Jaguar, Audi und Mercedes sind mit attraktiven E-Autos auf dem Markt, BMW jedoch fährt hinterher – diesen Vorwurf müssen sich die Münchner Autobauer inzwischen oft anhören, und der neue Chef weiß um dieses Problem.
Die Vorrausetzungen für die Lösung der Probleme hat er in seiner vierjährigen Amtszeit als Produktionsvorstand allerdings bereits geschaffen. Denn Zipse hat schon viele BMW-Werke weltweit so umgerüstet, dass sie Verbrenner, Hybride und Elektroautos auf einem Band bauen können. So kann BMW flexibel auf die Entwicklung der Nachfrage reagieren.

Fazit

Vorstandschef Oliver Zipse wird auch von den Arbeitnehmern, deren Stimmen im Aufsichtsrat entscheidend waren, als eine in die Zukunft weisende Personalie angesehen.
Die Investoren werden ihn kritisch auf seinem Weg begleiten und seine Strategie, die darin bestehen muss, zusätzliche Impulse bei der Gestaltung der Zukunft der Automobilindustrie zu setzen, am Aktienkurs verfolgen. Wir sind für BMW weiter positiv gestimmt und behalten den Titel daher in unserem Fonds.

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