Viele Unternehmen haben Digitalisierungsprojekte gestartet, doch einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen die wenigsten. Vier Themenkomplexe tragen dazu bei, das volle Potenzial der Digitalisierung auszuschöpfen.

Die Digitalisierung zählt laut einer Umfrage der Managementberater von Horváth & Partners zu den drei wichtigsten Themen der Topmanager in der Transport-, Travel- und Logistikbranche. Die Branche galt lange als Vorreiter: Elektronische Flugtickets gab es beispielsweise schon in den 1990er Jahren, als der Begriff “Digitalisierung” noch nicht einmal diskutiert wurde. Umso verwunderlicher ist es, dass ein Großteil der Unternehmen in dieser Branche ihre Digitalisierungsprojekte bislang nur auf die kurzfristige Optimierung einzelner Tätigkeiten konzentriert. Ein roter Faden ist nicht erkennbar. Dadurch bleibt viel digitales Potenzial ungenutzt. Die Studienergebnisse weisen auf vier Ansatzpunkte hin, um die digitalen Möglichkeiten voll auszuschöpfen: direkten Kundenzugang, vorausschauende Datenanalyse, Automatisierung und Vernetzung.

Die befragten Unternehmen wollen die Digitalisierung nutzen, um sich in zwei Stoßrichtungen zu verbessern. Einerseits planen sie, die Marktbearbeitung zu optimieren, etwa durch Individualisierung von Produkten und indem sie Kundenbedürfnisse mithilfe vorausschauender Analysen antizipieren. Andererseits sollen digitalisierte Prozesse die Effizienz steigern, indem sie die Geschwindigkeit und Flexibilität erhöhen sowie verbesserte Entscheidungsgrundlagen schaffen. Mehr als 70 Prozent der Befragten versprechen sich von beiden Entwicklungen einen konkreten Nutzen für ihr Unternehmen.

Direkten Kundenzugang erhalten
Wenn es um Möglichkeiten geht, das digitale Potenzial voll auszuschöpfen, nennen die Befragten an erster Stelle den direkten Kundenzugang. Gerade in der Transport-, Travel- und Logistikbranche besetzen oft Onlinevergleichsportale die digitale Schnittstelle zum Kunden. “Nur wer diesen Kontaktpunkt selbst besetzt – beispielsweise durch Webseiten, Apps oder Social-Media-Kanäle – kann die Markenwahrnehmung und Kundenbetreuung selbst steuern”, sagt Dr. Björn Bohlmann, Partner und Leiter des Competence Centers Transportation, Travel & Logistics bei Horváth & Partners.

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“Was könnte geschehen?” statt “Was ist geschehen?”
Im Umgang mit Kunden- und Marktdaten ist ein Umdenken nötig: Vorausschauende Analysen müssen rein deskriptive, vergangenheitsbezogene Analysen ablösen. Dadurch können die Unternehmen proaktiv auf Veränderungen eingehen, anstatt erst zu reagieren, wenn die Veränderung bereits eingetreten ist. “Digitalisierte Prozesse machen auch die Automatisierung in einem bisher nicht da gewesenen Umfang möglich”, so Dr. Bohlmann. Informations-, Material- und Finanzflüsse werden dadurch schneller, effektiver und aufwandsärmer. “Dies ist entscheidend, weil in der Branche ein großer Preisdruck herrscht und gleichzeitig die Komplexität zunimmt”, erklärt er. Ebenfalls entscheidend aus Sicht der Befragten ist die intelligente Vernetzung von Passagieren, Waren und Transportmitteln. Dadurch können die Unternehmen Routen optimieren und die Auslastung ihrer Transportmittel verbessern.

Digitalisierung noch nicht im Betriebsmodell verankert
Die möglichen Ansatzpunkte sind vielen Entscheidern zwar bekannt, die Mehrheit der betrachteten Unternehmen hat heute aber noch nicht die notwendigen organisatorischen Voraussetzungen geschaffen, um den vollen Nutzen der Digitalisierung zu realisieren. “Wir messen dies, indem wir die fünf Dimensionen des Betriebsmodells eines Unternehmens betrachten: Strategie, Verantwortlichkeiten und Rollen, Steuerungskonzept und -instrumente, Organisationsstruktur und Prozesse sowie die Dimension Mitarbeiter und IT”, so Dr. Bohlmann. Je weiter die Digitalisierung das Betriebsmodell durchdringt, desto höher ist der digitale Reifegrad des Unternehmens.

Luftfahrt und Schienenverkehr weisen insbesondere im Betriebsmodell Defizite auf
Laut der Studie hat erst die Hälfte der Unternehmen ihre Digitalisierungsbemühungen in der Strategie verankert und in das Steuerungskonzept des Unternehmens übersetzt. Die erforderlichen IT- und Mitarbeiterkompetenzen haben lediglich 39 Prozent der befragten Unternehmen aufgebaut. Innerhalb der Branche zeigt sich ein heterogenes Bild: Am weitesten fortgeschritten sind Reise- und Logistikunternehmen. Im Luft- und Schienenverkehr ist der digitale Reifegrad im Betriebsmodell bislang noch gering.

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Über die Studie:
Ziel der Untersuchung war, den Status quo der Digitalisierung in der Transport-, Travel- und Logistikbranche zu ermitteln. Darüber hinaus sollten Ansätze identifiziert werden, mit denen die Möglichkeiten der Digitalisierung vollständig ausgeschöpft werden können. Zu diesem Zweck haben die Berater Entscheider von Transport-, Travel- und Logistikunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Thema Digitalisierung befragt und ihre Digitalisierungsaktivitäten analysiert. Darauf basierend entwickelten sie zehn Thesen, wie die Digitalisierung in allen Dimensionen des Betriebsmodells verankert und unternehmensweit vorangetrieben werden kann. Die Studie kann per E-Mail an bbohlmann@horvath-partners.com angefordert werden.

Horváth & Partners ist eine international tätige, unabhängige Managementberatung mit Sitz in Stuttgart. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 600 hochqualifizierte Mitarbeiter an Standorten in Deutschland, Österreich, Rumänien, der Schweiz, Ungarn, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Mitgliedschaft in der internationalen Beraterallianz “Cordence Worldwide” unterstützt die Fähigkeit, Beratungsprojekte in wichtigen Wirtschaftsregionen mit höchster fachlicher Expertise und genauer Kenntnis der lokalen Gegebenheiten durchzuführen.

Die Kernkompetenzen von Horváth & Partners sind Unternehmenssteuerung und Performanceoptimierung – für das Gesamtunternehmen wie für die Geschäfts- und Funktionsbereiche Strategie, Innovation, Organisation, Vertrieb, Operations, Controlling, Finanzen und IT. Horváth & Partners steht für Projektergebnisse, die nachhaltigen Nutzen schaffen. Deshalb begleitet Horváth & Partners seine Kunden von der betriebswirtschaftlichen Konzeption bis zur Verankerung in Prozessen und Systemen.

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