Über Führungseigenschaften wird viel geschrieben – meistens über ihren Mangel. Zur Akzeptanz eines Führers gehört immer auch eine gewisse Wahrnehmung in seinem Umfeld. Die zahllosen Interviews mit Weggefährten Nelson Mandelas offenbaren ein interessantes Muster.

Am 5.12.2013 starb in Johannesburg, Südafrika der ehemalige südafrikanische Staatspräsident Nelson Rolihlahla Mandela im Alter von 95 Jahren. Neben seinen herausragenden politischen Leistungen, die er für sein Land unter bekanntermaßen hohen persönlichen Entbehrungen vollbracht hat, galt er auch als eine, wenn nicht die herausragende Persönlichkeit der aktuellen Zeitgeschichte. Er war weit über die Grenzen seines Landes, ja des afrikanischen Kontinents hinaus als Führungsfigur, als “Leader” anerkannt und akzeptiert.
Nun existieren es in der einschlägigen Managementliteratur zahllose Ansätze, eine “gute” Führungspersönlichkeit zu definieren. Es gibt Lehr- und Lernbücher, und etliche Coaching- und Trainingsformate. Mit Nelson Mandela gab es eine Persönlichkeit, die vermutlich niemals im Leben in den Genuss eines entsprechenden Führungskräftetrainings gelangt, aber gleichwohl als führende Kraft absolut unbestritten war. Er war offenkundig ein “born leader”. Von allen, die mit ihm in Berührung kamen, auch von seinen Gegnern, wird seine Führungsstärke, seine Führungsautorität unisono betont. Mit welchen Eigenschaften, mit welchen Handlungen aber hat Nelson Mandela sich diese Achtung erworben? Wer sich die zahllosen Interviews mit Weggefährten Mandelas anhört, die nun anlässlich seines Todes zu Wort kommen, dem fällt auf, dass immer wieder – in sehr unterschiedlichen Kontexten und mit ganz verschiedenartigen Beispielen belegt – folgende Eigenschaften Mandelas in den Vordergrund gehoben werden:
Humor und Selbstironie
Nahezu jeder seiner Mitmenschen verweist gerne auf den großartigen Sinn für Humor, mit dem es Nelson Mandela auch in schwierigen Situationen gelang, das Eis zu brechen. Gerne machte er sich dabei über sich selber lustig, über sein Alter, seinen Beruf als Politiker, über die eine oder andere persönliche Schwäche.

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Bescheidenheit
Er nahm sich nicht so wichtig, hatte keine Berührungsängste und beanspruchte keine Sonderbehandlung. So war es ihm immer möglich, sehr schnell eine Brücke zu seinen Gesprächspartnern zu schlagen, ganz gleich, ob es sich um Staatsoberhäupter oder um Slumbewohner handelte.

Kompetenz
Wenn es um Probleme ging, die ihm zugetragen wurden, dann wollte er diese verstehen. Er wollte sich eine eigene Meinung bilden, aber stets auch die Meinung anderer hören. Da nutzte er Perspektivwechsel, versetzte sich auch in die Lage der Verfechter anders lautender Meinungen.

Kritikfähigkeit
Er konnte gut mit Kritik umgehen und ließ diese auch ausdrücklich zu. Er hatte keine Probleme, sich besseren Argumenten zu beugen und machte dann auch kein Hehl daraus, seine Meinung geändert zu haben. Fehler zuzugeben und aus Fehlern zu lernen war für ihn fester Bestandteil der politischen Auseinandersetzung.

Beharrlichkeit
Als legendär wird seine Verhandlungsstärke beschrieben. Er wusste genau, was er wollte und wie es erreicht werden sollte. Er war in seiner Argumentation immer “echt”, d.h. er stand zu seinen Werten und Worten. Nichts konnte ihn beirren, es sei denn, gute Argumente veranlassten ihn, seine Meinung zu ändern.

Fairness und Integrität
Aber gerade auch in harten Verhandlungen war für ihn stets klar, dass es für eine solide, nachhaltige Verhandlungslösung unverzichtbar war, dass keiner als Verlierer vom Verhandlungstisch aufstehen musste. Gleichgültig, welche Ab- und Aussprachen jenseits der Mikrofone und Notizblöcke stattfanden, es war ihm wichtig, dass alle Seiten ihr Gesicht wahren konnten.

Sensibilität
Mandela wird von nahezu von allen, die ihn gut kannten, als sehr sensibel im Hinblick auf seine Wahrnehmung geschildert. Er hörte zu, und verstand auch die Botschaften zwischen den Zeilen.

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Dies sind die wesentlichen, wiederholend genannten Charaktermerkmale Nelson Mandelas, die immer und immer wieder in den Erinnerungen der Menschen in Zusammenhang mit dem Begriff Führung, “Leadership” angeführt werden. Daneben gibt es natürlich weitere, nahezu zahllose Anekdoten, die andere Wesenszüge dieses großartigen Menschen beleuchten. Nelson Mandelas Tod reist sicherlich eine große Lücke in die politische Landschaft des afrikanischen Kontinents, und insbesondere die politischen Meinungsführer in Südafrika sind gut beraten, zur Aufrechterhaltung des sozialen Friedens in ihrem Land sein Andenken hoch zu halten.
Aber auch jenseits der Politik hinterlässt Nelson Mandela ein Bild, das sich gerade auch Führungskräfte immer wieder als vorbildlich – oder besser inspirierend – vor Augen halten sollten.
Es geht nicht darum, Mandela zu kopieren, sondern zu erkennen, dass die o.g. Wesensmerkmale maßgeblich dazu beigetragen haben, einen Menschen als Führungspersönlichkeit in positivem Sinn wahrzunehmen. Und lassen wir mal die Verklärung, die dabei sicherlich auch eine gewisse Rolle spielt, außer Acht. Die genannten Eigenschaften insbesondere in diesem Verbund sind doch solche, die wir auch positiv bewerten würden, die wir an anderen zu schätzen wissen – kurz – die uns Achtung abnötigen.
Macht es da nicht Sinn, von Zeit zu Zeit mal den Blick in den Spiegel zu wagen, zu hinterfragen, wie gut man in diesen Disziplinen abschneidet? Mal vor der einen oder anderen Entscheidung, vor dem einen oder anderen Personalgespräch den eigenen Score abzuklopfen?
Eine große Persönlichkeit hat ihr irdisches Dasein abgeschlossen, aber gleichwohl ein Zeichen gesetzt, von dem jeder und insbesondere jede Führungskraft profitieren kann. Es wird im Geschäftsleben immer viel über schlechte Führung gesprochen, und jede Woche erscheinen in den Medien Berichte über gesichts- oder rückratlose, eitle, gierige, nur auf den eigenen Vorteil bedachte Manager. Hier nun haben wir mal ein Vorbild, das zumindest in der Wahrnehmung seiner Mitmenschen alles richtig gemacht hat. Lassen Sie sich von Nelson Mandela inspirieren, es wird Ihnen nicht schaden!

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