Eine Ausstellung des Deutschen Tanzarchivs Köln im Tanzmuseum | Laufzeit: 29. April 2023 – 18. Februar 2024

IRGENDWAS FEHLT IMMER. Vom Sammeln und Bewahren.

Blick in die Ausstellung (Bildquelle: © Janet Sinica)

Faszinierend und vielfältig sind die Zeugnisse, die den Wunsch belegen, Tanz zu bewahren, das Flüchtige der Tanzkunst zu überwinden. Eine Auswahl davon präsentiert das Deutsche Tanzarchiv Köln in seiner neuen Jahresausstellung: Die Spannbreite reicht dabei von historischen Tanzlehrbüchern über künstlerisch gestaltete Tanznotationen, von leidenschaftlich gesammelten Hinterlassenschaften einer Primaballerina aus dem 19. Jahrhundert, bis hin zur digitalen Tanzschule eines Choreographen und Ballettdirektors aus dem 20. Jahrhundert und des künstlerisch-bewegten Tagebuchs einer Choreographin und Bewegungsforscherin über 366 Tage in der Pandemie des Jahres 2020. Daneben zeigt die Ausstellung auch Beispiele aus seiner reichhaltigen Sammlung von Tanznotationen – der Repräsentation von Bewegung mittels figurativer oder abstrakter Zeichen.

Doch am Anfang der Kunst, Tanz zu archivieren, war das Buch. Bereits auf das 16. Jahrhundert gehen die ersten Tanzlehrbücher zurück. Bücher, die früh vom ewig jungen Wunsch von Tänzer*innen, Choreograph*innen und Tanzpädagog*innen zeugen, ihr Wissen vom Tanz zu bewahren und weiterzugeben. Die Aufnahme in die gelehrsamen Bücher dieser Zeit blieb jedoch den höfischen Tänzen der Edelleute vorbehalten. Volkes Tanz hingegen blieb außen vor, fand Ausdruck allenfalls in Form von humoristischen Graphiken. Eine Überlieferung fand nicht statt. Irgendwas fehlt immer.

Im Laufe der Jahrhunderte gründeten sich Einrichtungen wie Tanzlehrbibliotheken und Lehrsammlungen, private Sammlungen von Tanzliebhabern und – last but not least – große und kleine Spezialarchive der Tanzkunst in öffentlicher wie privater Trägerschaft. Künstler*innenarchive und Produktionsarchive von Tanzcompagnien kamen hinzu. Doch wie passioniert die Sammelleidenschaft, wie groß das Streben nach umfassender Dokumentation der Tanzkunst auch war – Irgendwas fehlte immer.
Die Vielfalt ist geblieben – das Internet hinzugekommen. Aktuell manifestiert sich das Wissen um Tanz digital auf einer Vielzahl von Portalen und Social-Media-Kanälen. Und geht zuweilen ebenso schnell auch wieder verloren. Irgendwas fehlt immer.

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Die Ausstellung öffnet auch die Tür in Richtung Zukunft und macht dabei deutlich, vor welchen Herausforderungen das Archiv und die Archivierung von Tanz stehen: Mit Datenanzügen aufgezeichnete Bewegungen werden dank Augmented-Reality Brillen wieder sichtbar und erlebbar gemacht. Könnte dies neue Möglichkeiten der Dokumentation von Tanz eröffnen? Wer weiß – vielleicht erleben Besucher*innen des Deutschen Tanzarchivs Köln und seines Museums in nicht allzu ferner Zukunft, wie mittels künstlicher Intelligenz im Umgang mit historischen Tanzfotografien aus dem Deutschen Tanzarchiv Köln verloren geglaubte Tänze neu visualisiert vor ihre Augen treten.

Das Deutsche Tanzarchiv Köln ist ein weltweit vernetztes Informations-, Dokumentations- und Forschungszentrum für Tanz. Aufgrund seiner einzigartigen Bestände und dem angeschlossenen Ausstellungsbereich zählt es zu den renommiertesten Archiven der Tanzkunst weltweit.

Gegründet wurde das Archiv 1948 von dem Tänzer und Pädagogen Kurt Peters. Nach dem Erwerb durch die Sparkasse KölnBonn wurde es 1986 in gemeinsamer Trägerschaft mit der Stadt Köln einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Neben der Bewahrung von Zeugnissen der Tanzkunst widmet sich das Deutsche Tanzarchiv Köln der archivisch-wissenschaftlichen Aufarbeitung und Präsentation in Ausstellungen und Publikationen.

Im angeschlossenen Tanzmuseum präsentiert das Deutsche Tanzarchivs jährlich wechselnde thematische Ausstellungen, die sich aus den reichhaltigen Beständen des Archivs speisen. Ausstellungsbegleitende Veranstaltungen wie Führungen, Vorträge, Filmpräsentationen, Lesungen und Diskussionen machen das Tanzmuseum zu einem Ort der besonderen Begegnung mit Tanz in seiner kulturübergreifenden Vielfalt und faszinierenden Geschichte.

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