Kooperation der Schwangerenberatung mit anderen Fachdiensten mehr denn je gefragt
Stuttgart, 27. Oktober 2016 – Bei der katholischen Schwangerenberatung in der Diözese Rottenburg-Stuttgart suchen jährlich rund 6600 Frauen Hilfe. Hierbei zeichnet sich ein Trend ab: Unter den ratsuchenden Frauen steigt die Zahl der Frauen mit Migrationshintergrund. So ist der Anteil der Klientinnen, die aus EU-Staaten wie Rumänien, Italien oder Polen kommen, seit 2012 um 6,9 Prozent auf 13,5 Prozent gestiegen. Die Zahl der Frauen aus osteuropäischen Staaten außerhalb der EU liegt relativ konstant bei 13,5 Prozent. Der Anteil der schwangeren Frauen aus dem nichteuropäischen Ausland wie Syrien oder Nigeria nahm um 3,1 Prozent zu und stieg auf 14,9 Prozent. Für die Gespräche müssen die Beraterinnen weiterhin ein hohes Maß an interkultureller Kompetenz mitbringen und mehr denn je mit anderen Fachdiensten zusammenarbeiten.
Besonders hohen Beratungsbedarf haben Frauen aus EU-Staaten. Sind sie arbeitssuchend, stehen ihnen in den ersten drei Monaten keine Sozialleistungen zu. Doch einer Arbeit nachzugehen ist für sie während der Schwangerschaft wie nach der Geburt des Kindes schwierig. Ihr Einkommen reicht zum Leben kaum aus. Da die Frauen in Deutschland häufig kein familiäres Netz haben, fühlen sie sich oft isoliert, so der Jahresbericht der Katholischen Schwangerenberatung in der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Besonders schwierig stellt sich die Situation von asylsuchenden schwangeren Frauen dar, die aus den ost- und südeuropäischen Staaten wie zum Beispiel dem Kosovo oder Serbien stammen. Seitdem diese Staaten zu sicheren Herkunftsländern erklärt wurden, haben die Frauen mit ihren Kindern keine Perspektive für einen Aufenthalt in Deutschland.
In erster Linie aus Syrien und Nigeria stammen die Frauen, die nach einer Flucht aus dem nichteuropäischen Ausland in der Diözese eine Schwangerenberatung aufsuchen. Sie haben Fragen zur finanziellen Unterstützung zum Beispiel für Babyausstattung oder medizinischen Versorgung rund um Schwangerschaft und Geburt. Auch aufenthaltsrechtliche Fragen und Fragen zur Familienzusammenführung sind Gegenstand der Beratungsgespräche. Die Sorge um zurückgelassene Familienmitglieder ist ständig präsent. Der stabilisierende Rückhalt der Familie oder anderer vertrauter Netzwerke fehlt.
Als großes Problem benennt der Bericht Sprachprobleme bei der Beratung. Beratung immer über Dritte erfordert viel Feingefühl von allen Beteiligten. Nicht jeder, der die Sprache spricht, ist als Sprachmittler geeignet, gerade wenn es um sehr persönliche Fragen rund um Schwangerschaft und Geburt geht. Wurde der Asylantrag bewilligt, werden fehlende Wohnungen zum Problem Nummer eins. Gerade mit Baby ist ein Verbleib in Gemeinschaftsunterkünften ohne Rückzugsmöglichkeiten sehr belastend.
53 Prozent der Ratsuchenden der Katholischen Schwangerenberatung hatten im Jahr 2015 eine ausländische Staatsangehörigkeit. Rund 67 Prozent aller Klientinnen hatten einen Migrationshintergrund. In der Diözese Rottenburg-Stuttgart sind 55 Beraterinnen und Berater in knapp 35 Vollzeitstellen in 15 Beratungsstellen an 41 Standorten in Trägerschaft des Caritasverbandes der Diözese Rottenburg-Stuttgart und des Sozialdienstes katholischer Frauen in der Katholischen Schwangerschaftsberatung tätig.
Als Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche vertritt die Caritas in der Diözese Rottenburg-Stuttgart rund 1.800 Einrichtungen in unterschiedlichen Hilfefeldern, in denen knapp 30.000 Mitarbeiter/innen und 33.000 Ehrenamtliche tätig sind. An 42 Standorten bieten der Caritasverband und der Sozialdienst katholischer Frauen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart Beratung für schwangere Frauen an.
Kontakt
Diözesancaritasverband Rottenburg-Stuttgart
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