Es geht um das Verbinden von Punkten … um Liebe … und um den Verlust! – Die Spenden aus dem Benefiz-Konzert mit Christoph Spendel, Christian Oelemann und Peter Klohs wurden übergeben

Kinder-Hospiz Balthasar freut sich über die Spende aus Benefizkonzert in Köln

“Der Nieselregen macht, dass man nicht sieht, wenn man denn doch mehr als berührt wieder in sein Auto steigt. Denn das letzte der mir heute gezeigten Zimmer ist das liebevoll gestaltete Abschiedszimmer für die kleinen und großen Gäste des Balthasar . Hier werden die kleinen und größeren Zwerge nach ihrer Absichtserklärung an das Leben aufgebahrt und man kann sich in einer Würde, die für mich bisher nicht vorstellbar war, von seinem toten Kind, Bruder, Schwester oder Enkel verabschieden.

Ich sehe diese lustige Wand vor mir, an der jeder kleine oder große Kindergast einen bunten Finger- oder Fußabdruck mit seinem oder ihrem Namen hinterlassen darf. Ein letzter Stempel oft, viele sterben im Bergischen. Wenn das hierher getragene Leid der Familien sich mit der Liebe mischt, mit der die jungen Frauen und Männer hier ihren Dienst machen, dann komme ich mir einfach merkwürdig vor mit meinen eigenen Problemchen. Wenn es überhaupt welche sind. Und bin einfach dankbar, da heute unsere Spendendose mit der schönen Urkunde hintragen zu dürfen”, so dir wörtliche Rückmeldung von Monika Holstein anlässlich der Spendenübergabe im Kinderhospiz Balthasar in Olpe.

Monika Holstein überbrachte im Namen des Verlag 3.0 Zsolt Majsai die Spenden, die anlässlich des Benefizkonzertes mit dem Pianisten Christoph Spendel und den beiden Autoren Christian Oelemann und Peter Klohs in Köln in der Galerie TimelessArt am 02. August 2015 gesammelt wurden. Sie brachte bewegende Eindrücke, Fotos und eine Inspiration mit, die in folgender Geschichte ihre Worte fanden:

Balthasar

Ein trüber Tag, es war nicht anders zu erwarten. Ein mattgraues Regenband hatte sich sanft um das Sauerland gewickelt, unaufdringlich fast, weil der Oktober sie so wunderbar knüpft. Diese feuchtnassen Vorboten von Winter und Verjährtem. Irgendwo da, wo die Schwere bleierner Wolken den bunten Blätterteppich nicht ohne Hingabe küsst.

Eine kleine Autofahrt durch eben jene Region ließ mich in dieser Herbstloge sitzen und ich war fasziniert von der Präzision jahreszeitlicher Begegnung jenseits des Seitenstreifens der Autobahn Richtung Olpe. Im Gepäck eine gut gefüllte Spendendose und Erinnerungen an einen traumhaften Tag im August, an dem eine Malerin sich selbst und anderen ein ganz besonderes Geschenk zum Geburtstag gemacht hatte. Ein Benefizkonzert hatte sie sich gewünscht, mit Lesungen aus guten Büchern und lieben Gästen, die sich inmitten farbenprächtiger Exponate spendabel zeigen sollten für einen guten Zweck. So kam es, dass das Kinder- und Jugendhospiz in Olpe Einzug hielt nicht nur in eine denkwürdige Party, sondern auch in die Adressdatei meines Navigationssystems, das mich mit sonorer Stimme zügig vorbeilotste an kilometerlangen Baustellen und durch herbstliche Pfützen nach Olpe.

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Fast hätte ich ihn also übersehen im Bergischen Bodennebel bei Dauerberieselung und eher trüber Sicht. Jenen Anhalter, ein Mittfünfziger in lässigen Jeans, Segeltuchschlappen und einem merkwürdig schwarzen Talar, der ihn klatschnass umwehte. Noch bevor irgendwelche Sicherheitsbedenken mit integrierter Rasterfahndung abtrünniger Triebtäter mich zu bremsen vermochten, trat ich in die Eisen und bedeutete der seltsamen Gestalt schwungvoll eine trockene Mitfahrgelegenheit.

Er ließ sich nicht lange bitten und warf sich behend wie ein Wiesel auf den Beifahrersitz, seinen Leinensack lässig ins Heck. Strahlte mich unter triefendem Haupthaar mit beschlagener Brille an. Kurze Begrüßung mit einer der ungewöhnlichsten Gestalten, die je meinen Weg Zugestiegener gekreuzt hatte. Amerikaner sei er, so der radebrechend, er käme grad von einer Abschlussfeier an der Uni und der Regen habe ihn jetzt doch überrascht. “Steve”, flugs vorgestellt, pellte sich pfeifend aus der tropfenden Robe und stopfte sie unter meinem staunenden Blick ins beleuchtete Handschuhfach.

Wo es denn hinginge, fragte er nicht ohne Interesse, er selbst habe es überhaupt nicht eilig und käme gern ein Stück mit. Mit Rudimenten von Englisch beschrieb ich ihm das Ziel meiner Ausfahrt, das Kinder- und Jugendhospiz in Olpe. Er fand das ganz interessant und erklärte sich bereit, mich nicht nur ein Stück dorthin zu begleiten, sondern zeitgleich auch die mitgeführten Vorräte an Essbarem selbstvergessen ihrem Zweck zuzuführen. Steve war mampfend zufrieden und es entspann sich ein anregender Dialog.

Wie er denn zum Tod stünde, so zwischen Chips und Müsliriegel – wollte ich gerne wissen. Wie sein Verhältnis zum Sterben wohl sei. Steve dachte nach und holte aus.

Bis heute ist mir, als hätte er es in mein Herzgedächtnis tätowiert:

“Als ich 17 war, las ich einen Satz, der etwa so ging: ‘Wenn man jeden Tag lebt, als wäre es der letzte, wird man irgendwann recht haben.’ Das hat mich beeindruckt, und seitdem habe ich jeden Morgen in den Spiegel geschaut und mich gefragt: Wenn heute mein letzter Tag wäre, würde ich dann tun wollen, was ich heute tun werde? Und wenn ich allzu oft mit Nein antwortete, dann wusste ich, dass ich etwas ändern musste.

Die Überlegung, dass ich bald tot sein würde, ist für mich die wichtigste Hilfe bei den wirklich großen Entscheidungen im Leben. Denn fast alles – anderer Leute Erwartungen, Stolz, Versagensangst – wird im Angesicht des Todes unwichtig, es bleibt nur, was wirklich wichtig ist. Wer bedenkt, dass er sterben wird, fällt nicht der Illusion anheim, er habe etwas zu verlieren. Man ist sowieso nackt. Es gibt keinen Grund, nicht der Stimme des Herzens zu folgen.
Niemand stirbt gern. Selbst diejenigen, die in den Himmel wollen, möchten deswegen nicht sterben. Und doch ist der Tod unser aller Schicksal. Niemand entkommt ihm. Und so soll es auch sein, denn der Tod ist vermutlich die beste Erfindung des Lebens. Er ist der Motor des Wandels. Er räumt mit Altem auf, um Platz zu schaffen für Neues. Heute ist die Jugend das Neue, aber irgendwann werden sie die Alten sein und abtreten. Entschuldige diese drastische Formulierung, aber so ist es nun einmal.”

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Ich musterte ihn von der Seite. Schwieg lange, er kaute auf den Resten einer Popcorntüte herum, schickte seinen klugen Blick über die sanften Hügel des Bergischen. Er kam mir so verdammt bekannt vor, ratlos scannte ich mein Adressbuch im Langzeitgedächtnis. Ohne Ergebnis.

“Wie gehst du da vor?, so ich. “Was macht, dass du in dieser Weise auch handelst und lebst?”

Es dauerte ein Weilchen, er hatte noch eine Tüte Marzipankartöffelchen in der Beifahrertür entdeckt.

“Nun”, hob er hernach an, “man muss herausfinden, was einem wichtig ist. Das gilt für die Arbeit wie für Liebesbeziehungen. Die Arbeit wird einen Großteil deines Lebens einnehmen, aber wirklich erfüllt ist man nur, wenn man weiß, dass es etwas wirklich Großes ist. Und das geht nur, wenn man seine Arbeit liebt. Wenn du noch nichts gefunden hast, such weiter. Arrangiere dich nicht. Wie bei allen Herzensangelegenheiten weiß man, dass es das Richtige ist, wenn man es gefunden hat. Und wie bei jeder wichtigen Beziehung wird es mit den Jahren immer besser. Such also so lange, bis du das Richtige gefunden hast. Arrangiere dich nicht.

Deine Zeit ist begrenzt, also vergeude sie nicht, indem du ein fremdbestimmtes Leben führst. Hüte dich vor Dogmen, denn das heißt nichts anderes, als sein Leben an den Ansichten anderer Leute auszurichten. Sieh zu, dass der Lärm fremder Meinungen nicht deine innere Stimme übertönt. Und vor allem: Habe den Mut, deinem Herzen und deiner Intuition zu folgen. Die beiden wissen schon, was Sie wirklich werden wollen. Alles andere ist sekundär.”

Sichtlich zufrieden raffte er seine Habseligkeiten, wir seien gleich da. Ich könne ihn am Supermarkt in Stanford rauslassen, da stünde sein Fahrrad. Falls das zufällig nicht in der Nähe sei, dann am nächsten Rastplatz, seine Jungs würde ihn dann schon holen kommen.

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So oder ähnlich kam es – die Erinnerung legt ihren Weichzeichner über diesen seltsamen Abschied nach meiner Begegnung der dritten Art. Wir versicherten wechselseitiges Wohlwollen, er gab mir noch seine Karte, ich habe sie eben im Handschuhfach gefunden. Neben dem feuchten Talar, den werde ich gut verwahren. Er hatte darauf eine handgeschriebene Notiz für mich hinterlassen und einen halben Apfel gemalt:

“Stay hungry – stay foolish”, stand da zu lesen. “Steve Jobs”. Ich wusste, er war mir schon mal begegnet. So zwischen Tag und Traum.

“Man kann die Punkte nicht verbinden, wenn man sie vor sich hat. Die Verbindung ergibt sich erst im Nachhinein. Man muss also darauf vertrauen, dass sich die Punkte irgendwann einmal zusammenfügen. Man muss an etwas glauben – Intuition, Schicksal, Leben, Karma, was immer. Diese Haltung hat mich nie enttäuscht, sie hat mein Leben entscheidend geprägt,” sagte Steve Jobs anlässlich seiner legendären Rede vor Absolventen der Stanford-Universität 2005.

Mein Punkt an diesem Tag zwischen Regenband und einem Haus voller Liebe und Hoffnung war das Kinder- und Jugendhospiz in Olpe. Ich habe selten etwas Bewegenderes gesehen als die vielen Fingerabdrücke kleiner Menschen, die hier einen Ort fanden für sich und ihre Familien. Um oft genug für immer Abschied zu nehmen von einer Absichtserklärung an das Leben. Von einer Liebeserklärung an das, was Menschen mit Spendenmitteln erschufen für Menschenjunge, die nicht nur das Zeitliche segneten. Sondern auch uns. Mit ihrem Auftrag, einander das zu sein, was uns alle bestimmt. Liebende im Geist und in der Tat.

Mit einer Spende fing alles an. Nicht nur in Olpe.

Mh 10/15

Steve Jobs, Jeannette de Payrebrune, Wolfgang Micheel-Fischer, Christoph Spendel, Christian Oelemann, Peter Klohs, Kerstin Litterst, Zsolt Majsai, Lisa-Marie Scherer stellvertretend für das Balthasar-Team und allen Spendern gewidmet.

Wer sich dieser Spendenaktion “Benefizkonzert Köln” anschließen möchte, der kann gerne eine Spende mit eindeutigem Verwendungszweck auf folgendes Konto überweisen:

Kinder- und Jugendhospizstiftung
Konto 190 11
Pax Bank Köln
BLZ 370 601 93
BIC: GENODED1PAX
IBAN: DE 23 3706 0193 0000 0190 11

Verwendungszweck: “Benefizkonzert Köln Verlag 3.0.”

Verlag 3.0 Zsolt Majsai ist ein Publikumsverlag und bedient verschiedene Genres. Neben Fantasy und Thriller sind Tabu-Themen und sozialkritische Bücher ein Schwerpunkt des Verlagprogramms.

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