Praktische Anleitung und Tipps zum Vorgehen
Die zunehmende Anzahl an Produktvarianten führt zu einer schleichenden Erhöhung der Aufwendungen in nahezu allen Unternehmensbereichen, wie z. B. Entwicklung, Produktion, Lagerhaltung, Einkauf, Service oder Ersatzteilhaltung.
Die traditionelle Kostenrechnung basiert zumindest teilweise auf der Kalkulation der Kosten in Form von Deckungsbeiträgen unabhängig von der produzierten Stückzahl. Dadurch werden die Aufwendungen von Produktvarianten nicht verursachungsgerecht, sondern mit Abweichungen von mehr als 200 % zu den realen Kosten kalkuliert. Andererseits erweist sich die Zuordnung von Prozesskosten zu einzelnen Produktvarianten bei variantenreichen Produkten als sehr aufwendig und unpraktikabel.
Aus diesem Grund hat die I&R vor mehr als 10 Jahren einen einfachen, praxisnahen Ansatz zur systematischen Erfassung der Kosten für Produktvarianten entwickelt. In der Regel verteilen sich die wesentlichen Aufwendunfen für Produktvarianten auf einige wesentliche Kostentreiber, die dann zwar systematisch, aber mit geringem Aufwand ermittelt werden können. Die Herausforderung besteht darin, das Wissen der Beteiligten im Unternehmen zu erfassen, die Zusammenhänge zu verstehen, die Aufwendungen zu quantifizieren und zu plausibilisieren.
Das Vorgehensmodell zur Erfassung der Variantenaufwendungen bis zur Einführung einer verursachungsgerechten Kalkulation umfasst fünf Schritte:
1.Zielfestlegung und Projektdefinition
2.Analyse der Variantenaufwendungen
3.Plausibilisierung und Korrektur
4.Erarbeitung Kalkulationsmodells
5.Einführung der verursachungsgerechten Kalkulation
6.Systematische Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit
Anschließend kann die Wettbewerbsfähigkeit systematisch und auf Basis von fundierten Kostenzahlen gesteigert werden. Nachfolgend sind die wichtigsten Einzelschritte stichwortartig erläutert.
Schritte zum Vorgehen im Detail
1.Zielfestlegung und Projektdefinition
Zunächst sind die Ziele, der Analyseumfang und die Anforderungen an das zukünftige Kalkulationsmodell festzulegen.
* Umfang und geforderte Genauigkeit des Kalkulationsmodells
* Festlegung der relevanten Fachbereiche und der wesentlichen Prozessumfänge
* Geplanter Ressourcenensatz und Terminplanung
TIPP: Viele Projekte scheitern bereits daran, dass von Anfang an ein zu hoher Detaillierungsgrad für das zukünftige Kalkulationsmodell festgelegt wird.
Auch hier gilt die bekannte 80-20 Regel.
2.Analyse der Variantenaufwendungen
* Expertengespräche in den Fachbereichen planen
* Fachliche Zusammenhänge in Expertengesprächen erfassen und strukturieren
TIPP:Die Aufwendungen für Varianten können in den einzelnen Fachbereichen und von Fall zu Fall ganz erheblich schwanken. Deshalb ist es ratsam, Mittelwerte für den Aufwand pro Variante zu ermitteln.
Aber: Prüfen Sie, ob die Fehler aufgrund der Mittelung die geforderte Genauigkeit im Hinblick auf das Gesamtergebnis einhält. Wenn nicht, dann sollte das Kalkulationsmodell verfeinert werden.
3.Plausibilisierung und Korrektur
* Erfassung der ermittelten Daten in einer Datenbank
* Auswertung und Hochrechnung der Daten
* Plausibiliserung und nochmalige Verifizierung der Daten
TIPP: Die Praxis zeigt, dass die Experten im Unternehmen meist nicht gewohnt sind, die Aufwendungen für Produktvarianten anzugeben. Die geschätzten Angaben können deshalb um Größenordnungen abweichen. Deshalb sollten die angegebenen Aufwendungen überprüft und plausibiliert werden.
4.Erarbeitung und Optimierung des Kalkulationsmodells
* Auswertung der Daten und Analyse der Aufwendungen
* Einarbeitung eines Modells zur Kalkulation der Produktkosten
* Optimierung und Anpassung des Kalkulationsmodells
TIPP:Erarbeiten Sie ein Kalkulationsmodell, das für die Anwender transparent, nachvollziehbar und verständlich ist. Damit erhöhen Sie die Motivation der Beteiligten neue Wege zu beschreiten und die Akzeptanz bei der Umsetzung des Kostenmodells.
5.Einführung des Kalkulationsmodells
* Operative Verankerung im Unternehmen (ggf. stufenweise) bei der …
… Überarbeitung der Kalkulation von Angeboten und der Preisgestaltung
… Einführung von neuen Varianten und Projektentscheidungen
… Sukzessive Überarbeitung der Kalkulationsmodelle im Unternehmen
TIPP:Verankern Sie das überarbeitete Kalkulationsmodell im Unternehmen.
Zeigen Sie anhand von konkreten Beispielen die Notwendigkeit einer verursachungsgerechten Kalkulation auf. Sensibilisieren Sie das Management für die operative Umsetzung und Überwachung.
6.Systematische Steigerung der Wettbewerbsfahigkeit
* Vermeidung von Variantenaufwendungen durch Verringerung der Anzahl an Varianten auf Teile- und Baugruppenebene
* Festlegung und Wiederverwendung von Standardkomponenten und Standardbaugruppen (Standardisierung)
* Entwicklung von wiederverwendbaren Komponenten und Baugruppen mit standardisierten Schnittstellen (modularer Baukasten)
* Systematische Verringerung der Aufwendungen für Varianten in allen Fachbereichen:
z. B. Entwicklung, Produktion, Logistik, Service
Die systematische Analyse der realen Aufwendungen für Produktvarianten ist der erste Schritt zu einer nachhaltigen, strategischen Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von produzierenden Herstellern. Damit steht eine Basis zur ganzheitlichen Ausrichtung und Optimierung der Prozesse im Unternehmen zur Verfügung. Das Argument, “das ist doch nur etwas für die Automobilindustrie”, ist mittlerweile anhand von vielen erfolgreichen Beispielen widerlegt.
Bei Bedarf senden wir Ihnen gerne unser White Paper “Analyse der Kosten für Produktvarianten und Erarbeitung eines praxisnahen Modells zur Kalkulation” zu.
Die I&R Innovation & Results ist spezialisierter Beratungsdienstleister für Hersteller von variantenreichen Produkten.
Der Schwerpunkt liegt in der Optimierung und Kostensenkung von komplexen Produkten sowie in der Erarbeitung von innovativen Produktlösungen:
* Senkung von Entwicklungs-, Herstell- und Servicekosten
* Entwicklung von Baukastenlösungen und Modulen
* Erarbeitung von innovativen Produktlösungen
Zum Kundenkreis zählen heute mittlere und große Unternehmen aus Anlagenbau, Automobilindustrie, Fahrzeugbau, Haushaltsgeräteindustrie, Investitionsgüterindustrie oder Elektrotechnik wie z. B. Airbus, Audi, Krauss-Maffei-Wegmann, MAN oder Siemens.
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