akz-o Jeroen Perk, 35 Jahre, ist begeistert: „Ich war völlig blind. Jetzt habe ich wieder eine funktionale Sehkraft. Die Netzhautprothese verhilft mir zu einem selbstbewussteren Leben.“ Im Alter von 11 Jahren wurde bei Jeroen die Erbkrankheit Retinitis pigmentosa (RP) diagnostiziert – ein Leiden, das ihm nach und nach die Sehkraft und schließlich sogar die Fähigkeit, Licht wahrzunehmen, nahm. Seitdem hatte er sich mit einem Leben in vollständiger Dunkelheit nahezu abgefunden. Dies änderte sich im Juni 2013, als ihm von Dr. Marco Mura in der Augenklinik ‚Oogziekenhuis Zonnestraal AMC‘ in Amsterdam (Niederlande) in ein Auge das Retinaprothesensystem Argus II – auch als „bionisches Auge“ bekannt – implantiert wurde. Künstliches Sehen Bei diesem System werden von einer Minikamera, welche in einer vom Patienten getragenen Brille integriert ist, Aufnahmen gemacht. Diese werden dann in elektrische Impulse umgewandelt und kabellos an das Implantat auf der Netzhaut des Patienten weitergeleitet. Die Impulse stimulieren auf der Retina die noch vorhandenen Zellen und erzeugen eine Lichtwahrnehmung. Der Patient lernt diese visuellen Muster zu interpretieren und kann so einen Teil seiner funktionalen Sehkraft zurückgewinnen. Jeroen hat diesen Chip nun schon seit etwas über einem Jahr und kann sich mit seiner Hilfe in der Umwelt wieder besser orientieren. Dank der Netzhautprothese kann er Kontraste wahrnehmen und Hindernisse im Raum erkennen. Früher undenkbar, kann er heute wieder Personen wahrnehmen. „Wenn ich in ein Restaurant gehe, kann ich erkennen, ob jemand bereits am Tisch sitzt, und die Person ansprechen“, sagt Jeroen. Als ein Freund ihn zu einem Bogenschießzentrum mitnehmen wollte, hat Jeroen sofort zugesagt: „Wir sind dann an einem Wochenende im Juni dorthin gefahren. Mit der Brille habe ich die Zielscheibe „abgescannt“. Es gibt einen starken Kontrast zwischen den Farben auf der Zielscheibe, der mir hilft, die Umrisse und Konturen wahrzunehmen. Ein paar Mal hab ich nicht getroffen, aber dafür auch etliche Male genau ins Schwarze.“ Die Lightshow genießen Auch das Nachtleben weiß Jeroen heute neu zu schätzen. „Ich nutze das System auch auf Popkonzerten sowie in Clubs und genieße die Lightshow“, freut sich Jeroen. „Alles in allem hat sich mit Argus II mein Leben zum Besseren gewendet.“ In Deutschland leiden ca. 30.000 bis 40.000 Menschen an RP. Eine Heilung gibt es derzeit noch nicht. Neben Patienten mit Retinitis pigmentosa kommt das Argus II Retinaprothesensystem unter anderem auch bei dem Usher-Syndrom, der Chorioideremie, der Leberschen kongenitalen Amaurose, dem Bardet-Biedl-Syndrom sowie der Zapfen-Stäbchen-Dystrophie zum Einsatz. Weitere Informationen sind unter der Rufnummer 0800 184 4321 und auf der Homepage www.secondsight.com verfügbar. Steigerung der Lebensqualität Das Sehen mit dem Retinaprothesensystem entspricht nicht dem natürlichen Sehen und muss von den Patienten trainiert werden. Professor Dr. Grisanti, Direktor der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Lübeck, erläutert: „Eine Netzhautprothese kann vollständig erblindete Personen in die Lage versetzen, wieder Konturen zu erkennen und sich besser zu orientieren. Das Ziel sind zusätzliche Informationen, die die Orientierung erleichtern. Ein Teil der Patienten kann nach einem Rehabilitationstraining beispielsweise Zebrastreifen und Treppenstufen erkennen. Aktuelle Studien zeigen, dass Patienten mit diesem sogenannten epiretinalen Implantat in der Lage waren, Objekte zu erkennen und zu greifen. Eine Netzhautprothese kann für die Patienten im Alltag hilfreich sein.” BU: Eine Netzhautprothese ermöglicht Blinden visuelle Wahrnehmung. Foto/Grafik: Second Sight Medical Products/akz-o