Mit einem Baby auf der Flucht - 20-jährige Syrerin flieht mit Säugling aus Kobane

(Mynewsdesk) Weiterhin Ausnahmenzustand an der griechisch-mazedonischen Grenze: Hunderte von Flüchtlingen warten darauf, dass sie nach Mazedonien einreisen dürfen. Besonders viele Kinder sind von den Strapazen der vergangenen Wochen sehr geschwächt. Die SOS-Kinderdörfer verteilen mit anderen Hilfsorganisationen Lebensmittel, Windeln, Decken und Regenjacken. SOS-Mitarbeiterin Katerina Ilievska traf eine junge Syrerin, die mit einem Baby seit Wochen unterwegs ist.

Das Bild des toten syrischen Flüchtlingsjungen Aylan ging in der vergangenen Woche um die Welt. Dieses Bild bekommen die vielen Helfer, die sich um Flüchtlinge an der mazedonischen Grenze kümmern, nicht aus dem Kopf. Tagtäglich sehen sie die vielen geschwächten Kinder, die oft ohne Eltern seit Wochen auf der Flucht sind. „Ich habe erst heute Morgen einen Jungen im Gras gefunden, der beinahe an seinem Erbrochenen erstickt wäre. Er war total entkräftet und wirkte, als ob er gleich verdurstet“, erzählt einer der Helfer. Der Junge wurde sofort zu einem Arzt gebracht und ist wieder auf dem Weg der Besserung. Die lange beschwerliche Flucht macht besonders den Kindern zu schaffen, vor allem auch den Babys.

In einem der UN-Flüchtlingszelte an der südlichen Grenze in Mazedonien, sitzt eine junge Frau. Sie dürfte etwa 20 Jahre alt sein. In ihren Armen hält sie ein kleines Baby. Ihr Sohn ist sieben Monate alt und heißt Farid*. Mit seinem blonden Haaren und den blauen Augen ist er der ganze Stolz der Mutter. „Wir kommen aus Kobane. Mein Mann ist schon vorher nach Deutschland geflüchtet. Jetzt wollen wir zu ihm“, sagt die Mutter. Die Erschöpfung ist ihr deutlich anzumerken. Zu schlimm waren die Ängste und zu groß die Anstrengungen der vergangenen Tage.

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Selbst dem Baby merkt man die Erschöpfung der vergangenen Tage an. Seine Arme und Beine sind sehr dünn und sehen so schwach aus, als ob sie aus Gummi wären. Seine Augenlider bewegen sich immer wieder schnell hoch und runter, als ob er vor irgendetwas Angst hat. SOS-Mitarbeiterin Katerina Ilievska entdeckt den Jungen und spielt mit ihm. Das gefällt ihm. Kurz darauf ergreift er ihre Hand und hält einen ihrer Finger fest. Es ist ein schwaches Halten. Als sie über seinen nackten Fuß streichelt, fängt er laut an zu glucksen. „Schön, dass Du lachst, kleiner Lausbub“, sagt Ilievska strahlend zu ihm. Auch die Mutter lächelt und wird etwas zugänglicher zu der SOS-Mitarbeiterin. Sie hebt das T-Shirt des Jungen hoch und zeigt eine gerade erst verheilte Narbe auf der Brust des Jungen. „Er hatte eine schwere Herzoperation in Syrien“, sagt sie.

„Wir wollen jetzt schnellstens nach Deutschland damit Farid von einem Arzt untersucht wird.“ Sie beginnt von ihrer Flucht zu erzählen. Zusammen mit ihrem Schwager flohen sie aus der syrischen Stadt Kobane. „Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wie lange das schon her ist als wir aufbrachen. Wir sind zuerst mit einem Boot gefahren. Dann sind wir zu Fuß weiter. Ich habe Farid die ganze Zeit getragen. Er hat während der Reise viel Gewicht verloren. Das ist für Babys sehr gefährlich.“ Es wird noch eine Zeit dauern, bis die Mutter die Registrierungsunterlagen von den Behörden wiederbekommt und mit ihrem Baby weiterreisen darf.

An der Grenze warten Tausende von Flüchtlingen darauf, nach Mazedonien einreisen zu dürfen. SOS verteilt seit Tagen zusammen mit anderen Hilfsorganisationen Babynahrung, Decken, Windeln und Regenjacken. Sobald Farid und seine Mutter die Genehmigung zur Weiterreise haben, geht es weiter nach Serbien, dann nach Ungarn und schließlich über Österreich nach Deutschland. „Er wird schon bald gesund und munter bei seinem Vater eintreffen und ihn umarmen“, gibt sich die Mutter hoffnungsvoll. Vor ihr und ihrem Baby liegen noch 2000 Kilometer, bis sie am Ziel sind.

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Weitere Informationen zur Flüchtlingskrise: http://www.sos-kinderdoerfer.de/news/fluechtlingskrise

Foto (SOS-Kinderdörfer weltweit/Katerina Ilievska): Junge Frau mit Baby im Flüchtlingslager Vinojug an der südlichen Grenze in Mazedonien. Die SOS-Kinderdörfer leisten dort Nothilfe und kümmern sich vor allem um Frauen und Kinder.

*Name geändert

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Die SOS-Kinderdörfer sind eine unabhängige soziale Organisation, die 1949 von Hermann Gmeiner ins Leben gerufen wurde. Seine Idee: Jedes verlassene, Not leidende Kind sollte wieder eine Mutter, Geschwister, ein Haus und ein Dorf haben, in dem es wie andere Kinder in Geborgenheit heranwachsen kann. Aus diesen vier Prinzipien ist eine global agierende Organisation entstanden, die sich hauptsächlich aus privaten Spenden finanziert. Sie ist heute mit 550 Kinderdörfern und mehr als 1.800 SOS-Zusatzeinrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Jugendeinrichtungen, Ausbildungs- und Sozialzentren, Krankenstationen, Nothilfeprojekte und der SOS-Familienhilfe in 133 Ländern aktiv. Weltweit unterstützen die SOS-Kinderdörfer etwa 1,5 Millionen Kinder und deren Angehörige.

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