Oberbayern liebt und pflegt seine Traditionen. Drei Höhepunkte des ländlichen Brauchtum-Kalenders stehen im Herbst an: Beim Almabtrieb im September tragen Kühe Kronen, beim Kirchweihfest am dritten Sonntag im Oktober wird schaukelnd gefeiert und für die Leonhardiritte im November gehen selbst die Pferde zum Frisör.

Bergige Laufstege: Almabtrieb in Oberbayern

Im Herbst verwandeln sich die oberbayerischen Berge in Laufstege. Die Models heißen Zenzi, Alma, Rosa oder Liesl, wiegen um die 500 Kilo und führen ihre neuesten Natur-Kollektionen vor. Zum Almabtrieb verzieren die Bauern ihre Kühe vor dem Einzug ins Heimatdorf mit blumigen Kronen und buntem Zaumzeug. Das Herausputzen und Styling ist ein Zeichen für einen reibungslosen und unfallfreien Sommer auf der Alm. Der tierische Kuh-Catwalk wird von Musik und Festlichkeiten für Besucher und Einheimische begleitet.
Kirchenfest mit Schwung: Kirchweih und Kirtahutschn

Am dritten Sonntag im Oktober feiert Oberbayern traditionell Kirchweih, auch „Kirta“ genannt. An diesem Tag wird dem Schutzpatron der örtlichen Kirche gedacht. Zu den Festlichkeiten gehört neben dem Kirchweih-Tanz auch die fast in Vergessenheit geratene Kirtahutschn –eine Schaukel, bestehend aus einem drei bis fünf Meter langen Holzbrett, das mittels zwei Ketten an Scheunenbalken befestigt wird. 15 Personen finden Platz auf der Hutschn. Meist gibt es zudem ein besonderes Kirchweih-Menü: Gänse- oder Entenbraten mit Blaukraut und Knödeln, zum Nachtisch Schmalzgebackenes aus Hefeteig, in Oberbayern bekannt als „Auszogne“ oder „Kirchweih-Nudel“.

Großes Schaulaufen frisierter Pferde

Ein Schaulaufen der besonderen Art findet im Herbst im südlichen Oberbayern statt: die Leonhardiritte. Bei diesen Prozessionen zu Ehren des Schutzpatrons der Arbeitstiere, dem Heiligen Leonhard von Limoges, schmücken sich Mensch und Tier ganz besonders: Pferde gehen zum Frisör und Menschen legen ihre schönsten Trachten an.

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Schon früh am Morgen starten die Vorbereitungen zu den Leonhardiritten: Mensch und Tier werfen sich dann besonders in Schale und selbst die Pferdemähnen werden in stundenlanger Arbeit gebürstet, geflochten und in Form gebracht. So herausgeputzt begeben sie sich dann zusammen, mit oder ohne Kutsche, auf eine Prozession – eine echte Zeitreise, denn auf Authentizität legen die Teilnehmer größten Wert. So müssen beispielsweise die Kutschenräder, auf denen in Bad Tölz zur Tiersegnung gefahren wird, eisenbeschlagen sein. Mit bis zu 80 Vierergespannen ist die Leonhardifahrt in Bad Tölz zugleich die größte des Landes.

Die Leonhardiritte werden zu Ehren des Heiligen Leonhard von Limoges veranstaltet, dem Schutzpatron der Arbeitstiere. Viel ist über diesen frommen Mann nicht bekannt: Gelebt haben soll er im 6. Jahrhundert, gestorben ist der Einsiedler laut Überlieferung an einem 6. November. Der Sage nach hat sich der Heilige Leonhard für die Gefangenen eingesetzt – daher zählen auch die Kette sowie Ochsen und Pferde zu seinen Attributen. Zum Patron aller Tiere, die angekettet im Stall stehen, machte ihn schließlich das Volk. Die oberbayerischen Bauern bitten alljährlich bei den Ritten um seinen Segen. Seit dem 15. Jahrhundert ist die Tradition in Oberbayern nachgewiesen, mit der ersten erwähnten Prozession im Jahr 1442 in Kreuth.

Alle Termine unter www.oberbayern.de

Von admin

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