Studie zeigt: Zwei Drittel der Patienten verschwiegen ihrem Arzt Gebrauch von Komplementärmedizin
Patienten nutzen Homöopathie und komplementäre Verfahren, schweigen jedoch oft ihrem Arzt gegenüber darüber. Das zeigt: Der Weg zu einer integrativen Medizin, die konventionelle und komplementäre Ansätze wie die Homöopathie ganz selbstverständlich miteinander verbindet, ist noch weit. Das jedenfalls lässt eine Metaanalyse[1] vermuten, an der auch Privatdozent Dr. Holger Cramer, Forschungsleiter am Lehrstuhl für Naturheilkunde und Integrative Medizin der Universität Duisburg-Essen, beteiligt war. Cramer gehört einer Arbeitsgruppe aus Forschern rund um Hope Foley von der University of Technology Sydney an. Sie gingen der Frage nach, wie oft und aus welchen Gründen Patienten ihren Ärzten gegenüber verschweigen, dass sie neben der konventionellen Behandlung zusätzlich komplementäre Verfahren anwenden. Dazu haben Foley und ihr Team 86 Studien betrachtet, von denen 14 in eine Meta-Analyse eingeflossen sind. Sie zeigten stark schwankende Offenlegungsraten zwischen sieben und 80 Prozent. Relevant dabei war auch die Art des angewendeten komplementärmedizinischen Verfahrens.
Offen mit dem Arzt über die Anwendung von Homöopathie und Komplementärmedizin zu reden, fällt schwer
Während Anwender des stressmedizinischen Verfahrens Mind-Body-Medizin mit Schwerpunkt auf Entspannungstechniken ihre behandelnden konventionell tätigen Ärzte in 80 Prozent der Fälle informierten, schwiegen zwei Drittel der Patienten, die Komplementärmedizin auf biologischer Basis, also auch Homöopathie, anwendeten. Nur 33 Prozent informierten ihre Ärzte darüber, pflanzliche Präparate oder Supplemente zu nutzen. Die Studie fand heraus, dass vor allem die Furcht vor Missbilligung dabei eine Rolle spielte. An zweiter Stelle gaben Patienten an, der Arzt habe nicht danach gefragt. Als weitere Gründe für ein Schweigen wurden genannt:
– Die Information wurde als unerheblich betrachtet.
– Die Annahme, dem Arzt fehle es am nötigen Wissen über die Komplementärmedizin.
– Zeitmangel während der Behandlung.
– Die Überzeugung, die Komplementärmedizin sei sicher und ohne Wechselwirkungen mit der konventionellen Behandlung.
– Eine unregelmäßige Anwendung der Komplementärmedizin oder
– frühere negative Reaktionen von Ärzten.
Offen sprachen Patienten vor allem dann, wenn der Arzt gezielt danach gefragt hatte. Zudem förderte die Annahme, der Arzt sei der Komplementärmedizin gegenüber positiv eingestellt, die Offenheit der Patienten. Das Bedürfnis nach Sicherheit in der Anwendung, nach dem Rat des Arztes und der Wunsch, anderen Patienten mit derselben Krankheit zu helfen, beeinflussten zudem die Entscheidung, mit dem Arzt offen zu sprechen.
Ärzte reagierten oft neutral oder positiv auf die Anwendung von Komplementärmedizin und Homöopathie
Die Studie zeigte zudem, dass Patienten gern mit ihrem Arzt über Komplementärmedizin sprechen würden. Ärzte, die solchen Verfahren offen gegenüberstehen oder als nicht wertend empfunden werden, scheinen Patienten zur Transparenz zu ermutigen. Die Wissenschaftler stellen heraus: Viele Patienten würden gerne mit ihren Ärzten darüber sprechen. Nur wenige tun es jedoch tatsächlich und wünschen sich, es ginge leichter. Foley und ihre Kollegen konnten zudem aufzeigen, dass weniger als 20 Prozent negative oder entmutigende Reaktionen auf die Anwendung der Komplementärmedizin erhielten. In 30 Prozent war die Reaktion neutral. In einigen Studien gab es bis zu 90 Prozent positive Rückmeldungen von den Ärzten.
[1] H. Foley, A. Steel, H. Cramer, J. Wardle & J. Adams: Disclosure of complementary medicine use to medical providers: a systematic review and meta-analysis. Scientific Reportsvolume 9, Article number: 1573 (2019).Ein Informationsportal rund um die Homöopathie. homimed richtet sich an Personen, die sich über verschiedene Behandlungsformen informieren möchten. Homöopathie findet immer häufiger den Zugang zu Bereichen der schulmedizinischen Behandlung.
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