“Die Menschen müssen mitgenommen werden”

Preisverleihung "Attraktiver Arbeitgeber Rheinland-Pfalz" in Mainz

Die Preisträger und Jury-Mitglieder der Auszeichnung „Attraktiver Arbeitgeber Rheinland Pfalz“ (Bildquelle: ISB/Alexander Sell)

Staatssekretärin Daniela Schmitt prämierte in Mainz acht rheinland-pfälzische Unternehmen mit der Auszeichnung als “Attraktiver Arbeitgeber”. Ob Geschäftsführer-Frühstück, Kennenlern-Wochenenden für neue Mitarbeiter oder umfassende Gesundheitsförderung: Alle Preisträger demonstrieren eindrucksvoll, wie innovative Personalpolitik den Weg in die Zukunft weisen und Belegschaften glücklich machen kann. In ihrem Key Note-Vortrag plädierte Prof. Dr. Jutta Rump vom Institut für Beschäftigung und Employability IBE, Hochschule Ludwigshafen, für eine Demokratisierung von Führung in Unternehmen. “Wir brauchen alle an Bord”, stellte sie angesichts stetig steigender Anforderungen und Aufgabenprofile fest. Die rund 150 Gäste des Abends konnten sich in Form des neuen Leitfadens “Strategie für die Zukunft – Ein Leitfaden zum Aufbau einer attraktiven Arbeitgebermarke” zudem ein komprimiertes Ideen-Paket zu werteorientierter Personalpolitik mit nach Hause nehmen.

“Die Herausforderungen des Fachkräftemangels sind in Rheinland-Pfalz angekommen”, so Ulrich Dexheimer, Vorstandssprecher der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB), in seiner Begrüßung. Mit welch kreativen Ansätzen kleine und mittelständische Unternehmen im Land diesen Herausforderungen erfolgreich begegnen, konnte im Verlauf der Veranstaltung vielfach unter Beweis gestellt werden. Die Preisverleihung bildet gleichzeitig den Abschluss einer Reihe von Veranstaltungen in 2016 zum Thema Fachkräftesicherung. Das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium, die ISB sowie die Arbeitsgemeinschaften der Industrie- und Handelskammern (IHK) und der Handwerkskammern (HWK) Rheinland-Pfalz zeichnen dafür verantwortlich.

Stolz auf tolle Arbeitgeber im Land

Attraktive Arbeitgeber sind aus Sicht von Daniela Schmitt, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz, nicht immer nur diejenigen mit außergewöhnlichen Einfällen. Ebenso könne eine konsequente Werteorientierung im Unternehmen eindrucksvoll zeigen, dass Arbeitgeber in stürmischen Zeiten des Wandels eine Art Familie für alle Beschäftigen sind. Im Talk mit Moderatorin Patricia Küll vom SWR zeigte sich Schmitt außerdem stolz auf das im internationalen Vergleich einzigartige Modell der dualen Ausbildung in Deutschland. Gerade jetzt, wo sich etwa durch die Digitalisierung viele Berufsbilder verändern und Beschäftigte stetig neues Wissen erlangen müssen, könnten junge Menschen durch das duale System ein umfassendes Fundament erwerben, auf das sich lebenslang aufbauen lässt. Das macht Ausbildungsberufe auch in Zukunft attraktiv.

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Die Führungskraft als eierlegende Wollmilchsau

Technische Innovationen in der Arbeitswelt bedürfen immer auch sozialer Innovationen. “Die Menschen müssen mitgenommen werden”, erläutert Prof. Dr. Jutta Rump in ihrem Vortrag. Doch gerade beim digitalen Wandel würde viel zu selten bedacht, was dieser für das Personal in einem Unternehmen bedeutet. Durch die Digitalisierung der Arbeitswelt sind Führungskräfte heute zudem ständig wachsenden Aufgaben- und Anforderungsprofilen ausgesetzt. Sie müssen balancieren zwischen traditionellen und digitalen Geschäftsmodellen, zwischen Bewahren und Verändern, zwischen Kern-Teams und Satelliten-Teams. Die Führungskräfte werden selbst zu Personalentwicklern und Coaches. Doch kein Mensch kann all diese gefragten Kompetenzen in sich vereinen. Die Lösung? “Wir müssen Führungsteams zusammenstellen, die sich ergänzen”, so Rump. Demokratisierung und partizipative Führung sind dabei die zentralen Stichworte, um die Mega-Trends der Arbeitswelt erfolgreich bewältigen zu können.

Acht Leuchttürme für Rheinland-Pfalz

Feierlicher Höhepunkt war die Auszeichnung der acht Preisträger, die eine unabhängige Jury aus Vertretern von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gekürt hatte. Die Vorschläge für die insgesamt 24 nominierten Arbeitgeber waren zuvor von den IHKs und HWKs der vier Kammerbezirke eingebracht worden. Zentrale Kriterien der Bewertung waren unter anderem die Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Personalpolitik sowie die Frage, ob die jeweiligen Ansätze auch auf andere Unternehmen übertragbar sind. In ihren Laudationes unterstrichen Staatssekretärin Daniela Schmitt und Ralf Heller von der LPKF Laser & Electronics AG aus Garbsen bei Hannover, der als Unternehmensvertreter eines anderen Bundeslandes ebenfalls Mitglied der Jury war, die Einzigartigkeit jedes ausgezeichneten Unternehmens.

Das Atrium Hotel Mainz Dr. Lothar Becker e.K. – das größte inhabergeführte Hotel in Rheinland-Pfalz – bildet beispielsweise Azubis weit über den eigenen Bedarf hinaus aus, um dem Fachkräftemangel im Hotel- und Gaststättengewerbe entgegenzutreten. Die Clemens GmbH & Co. KG aus Wittlich setzt neben einer hohen Ausbildungsquote auf soziales Engagement und Diversität. Das Unternehmen bildet derzeit fünf Flüchtlinge aus und altersgemischte Teams gehören ebenso zum Repertoire des Getränketechnik-Herstellers wie hausinterne Sprachkurse und Entsendungen ins Ausland. Die Berge & Meer Touristik GmbH in Rengsdorf legt Wert auf einen dialogorientierten Führungsstil, bei dem die Mitarbeiter beispielsweise regelmäßig Gelegenheit für ein Frühstück mit dem Geschäftsführer bekommen. SK-Hörakustik Sabine Köbel aus Frankenthal beweist, dass auch kleinere Betriebe mit innovativer Personalpolitik überzeugen können. Inhaberin Sabine Köbel setzt unter anderem auf monatliches umfassendes Feedback von ihren Mitarbeitern sowie verschiedene betriebliche Gesundheitsmaßnahmen.

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Die Preisträger im Überblick

Pfalz

Karl Otto Braun GmbH & Co. KG (Wolfstein)
SK-Hörakustik Sabine Köbel (Frankenthal)

Koblenz

Berge & Meer Touristik GmbH (Rengsdorf)
Unternehmensgruppe Heuft (Bell)

Rheinhessen

Atrium Hotel Mainz Dr. Lothar Becker e.K. (Mainz)
Bernd Süssenberger Zimmerei und Holztreppenbau (Jugenheim)

Trier

Clemens GmbH & Co. KG (Wittlich)
M&S Zahntechnik GbR (Trier)

Was Sie von King Kong, Maja und Flipper lernen können

Im Rahmen der Preisverleihung wurde auch der neue Leitfaden “Strategie für die Zukunft – Ein Leitfaden zum Aufbau einer attraktiven Arbeitgebermarke” vorgestellt, herausgegeben vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium. Das Autoren-Team vom IBE um Prof. Dr. Jutta Rump gibt darin vor allem Mittelständlern praxisnahe Tipps, wie sie für sich eine einzigartige Arbeitgebermarke entwickeln können. Im Fokus der wissenschaftlich fundierten Broschüre steht, was die Werteorientierung einer Lebensphasenorientierten Personalpolitik ausmacht und wie sie insbesondere in der Unternehmenskultur gelebt und umgesetzt werden kann. Außerdem bietet der Leitfaden einen “Kultur-Check”, mit dem Betriebe ihre eigene Unternehmenskultur im Selbsttest bewerten können. Es gilt herauszufinden, ob sie zum Beispiel bei den Aspekten Führungsverständnis, Arbeitsverhalten oder Innovationsgeist eher einem Führungsstil à la King Kong, Maja oder Flipper ähneln. Der Leitfaden, der aus dem Projekt “Lebensphasenorientierte Personalpolitik” heraus entwickelt wurde, kann hier kostenfrei heruntergeladen werden.

Editors Notes

Das Institut für Beschäftigung und Employability IBE unter Leitung von Prof. Dr. Jutta Rump (Geschäftsführerin) erforscht personalwirtschaftliche Fragestellungen. Die Schwerpunkte liegen unter anderem in den Bereichen Beschäftigung und Beschäftigungsfähigkeit (“Employability”), demografischer Wandel und Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das IBE berät Unternehmen und Institutionen in arbeitsmarktpolitischen, personalwirtschaftlichen und sonstigen beschäftigungsrelevanten Fragen. Über alle Projektphasen hinweg zeichnet das IBE seit 2009 mit der Unterstützung von Multiplikatoren verantwortlich für die konzeptionelle Entwicklung und Umsetzung der Thematik “Lebensphasenorientierte Personalpolitik”.

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Das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz (MWVLW) hat das Projekt “Strategie für die Zukunft – Lebensphasenorientierte Personalpolitik” ins Leben gerufen und fördert es. Nach dem erfolgreichen Abschluss eines Modellprojektes in den Jahren 2009 – 2011 sowie dem Ausbau der Vernetzung rheinland-pfälzischer Betriebe und der Vertiefung der Branchenspezifik von 2012 bis 2013 standen in der gerade abgeschlossenen dritten Projektphase (2014 bis Anfang 2016) die Bildung von starken Arbeitgebermarken der rheinland-pfälzischen Unternehmen sowie der Schulterschluss mit kommunalen Akteuren zur Stärkung der Regionen im Mittelpunkt. Die aktuelle Projektphase läuft von 2016 bis Ende 2017 als “Lebensphasenorientierte Personalpolitik 4.0” mit dem Schwerpunkt “Werteorientierte Gestaltung einer Lebensphasenorientierten Personalpolitik”. Das Projekt ist Bestandteil der Landesstrategie zur Fachkräftesicherung Rheinland-Pfalz.

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