Radschneider fertigt Behelfsmundschutz

(Bildquelle: www.pd-f.de / Thomas Geisler)

(pd-f/tg) Der Berliner Fahrrad-Accessoires-Anbieter Fahrer Berlin stellt ab sofort Behelfsmundschutz her. Wie es zu dieser Idee kam und für wen produziert wird, erklärt Kommunikationsleiter Nico Wünsche dem pressedienst-fahrrad.

pd-f: Hallo Nico. Seit heute habt ihr Behelfsmundschutz im Angebot. Wie kam es zu dieser Idee?

Nico Wünsche: Als mittelständischer Betrieb arbeiten wir seit unserem Beginn 2004 mit vielen regionalen Nähereien rund um Berlin zusammen. Wir sind allerdings nicht deren einziger Partner, sondern einer von vielen. Viele Großkunden stornieren aktuell ihre Lieferungen. Bei einem unserer Partner war es schon soweit, dass die zehn Mitarbeiterinnen entlassen werden sollten. Deshalb haben wir uns entschieden, den Betrieb durch einen Auftrag zur Fertigung von Behelfsmundschutz unter die Arme zu greifen.

Wie kann man das technisch umsetzen? Braucht es keine speziellen Voraussetzungen für die Fertigung?

Man muss bei den Masken unterscheiden: Es gibt solche mit und solche ohne Zertifizierung für die medizinische Nutzung. Unsere Masken sind nicht für Ärzte und Pfleger gedacht, sondern für Kleinunternehmen, die ihre Mitarbeiter und Kunden schützen wollen – also beispielsweise für Fahrradhändler und Werkstattmitarbeiter. Basierend auf den Erfahrungswerten der Näherei sind unsere Masken aus 100 Prozent Baumwolle und bei 95 Grad kochfest. Sie können also ausgekocht werden. Das ist wichtig, denn nur so bleibt der Virenschutz bestehen. Jena und Österreich machen es gerade vor: Die Maskenpflicht wird aus unserer Sicht kommen – und zwar für jeden.

Was ist der Unterschied, z. B. zur Fertigung von Trigema?

Trigema fertigt für die Bundesregierung, also für einen Großabnehmer. Da sind die Kapazitäten schnell ausgelastet. Unser Vorgehen ist anders: Wir machen ein Side-Projekt für kleinere Kunden. Also Unternehmen, die Mitarbeiter mit Kundenkontakt haben, aber auf der Versorgungsliste weit unten stehen. Dazu zählen auch Praxen für Physiotherapie oder Logopädie. Auch hier gehen bei einem Versorgungsengpass schnell die Masken aus. Wir versuchen die zu versorgen, die wie wir selbst sind: Mittelständler mit zum Beispiel zehn Mitarbeitern, die schlechten oder gar keinen Zugang zu Schutzmasken bekommen. Der Zukauf aus Asien lässt aktuell die Preise steigen. Es gibt bereits Lieferengpässe bei Materialien, z. B. Stretchbändern. Wir wollen deshalb mit einer regionalen Fertigung auch für eine Stütze der regionalen Wirtschaft sorgen.

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Wie ist der Vertrieb geplant?

Das läuft jetzt erst einmal über unseren Online-Shop mit einer extra Landingpage an. Außerdem haben wir ein großes Netzwerk mit vielen B2B-Kontakten. Wenn die Produktion richtig angelaufen ist, werden wir auch Endkunden direkt ansprechen. Wir wollen das Thema aber in erster Linie regional halten und insbesondere regionale Handelspartner unterstützen. Hamsterkäufe oder teure Ebay-Verkäufe sollen auf keinen Fall passieren. Andere sollen sich nicht dran bereichern.

Wie viele Masken können produziert werden?

Vor Ostern planen wir mit rund 500 Stück. Wenn es dann angelaufen ist, rechnen wir mit 1.000 bis 1.500 Stück pro Woche. Damit kann man eine gute Abdeckung erreichen. Der Vorteil ist ja, dass die Masken waschbar und somit wiederverwendbar sind. Es ist für uns dabei kein Projekt für die nächsten zwei Wochen, sondern die nächsten eineinhalb Jahre. Auch in Deutschland wird man sich an die Optik der Maske gewöhnen müssen, wie es in Asien bereits der Fall ist.

Auch beim Radfahren?

Ja, denn die Maske eignet sich auch, um Schadstoffe aus der Luft zu filtern. Sicherlich nichts für Radsportler, aber für den Berufsweg im dichten Straßenverkehr eine Option.

Wie hoch wird der Preis sein?

Wir werden die Produkte im Zehner-Paket für ca. 110 Euro anbieten. Es wird dabei auch Staffelpreise für Gewerbetreibende geben.

Anmerkung der Redaktion: Auch trotz Masken sind die bisherigen Schutzmaßnahmen weiterhin einzuhalten, um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Dazu zählen intensives Händewaschen, die Hände vom Gesicht fernhalten, einen Mindestabstand von 1,5 Metern zu anderen Personen einhalten sowie die Hust- und Nieshygiene beachten.

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