Rund 200 Teilnehmer bei Jahreskonferenz 2017 “Smart Grid sells”

SmartGridsBW vergibt den 2. Smart Grids-Quartier-Award

Quelle: SmartGridsBW, Fotos Wolfgang List

Am gestrigen Dienstagabend hat die Smart Grids-Plattform Baden-Württemberg e.V. im Rahmen ihrer Jahreskonferenz “Smart Grid sells” zum zweiten Mal den mit insgesamt 5.000 Euro dotierten Smart Grids-Quartier-Award für Baden-Württemberg verliehen. Die diesjährigen Preisträger sind die Netze BW GmbH gemeinsam mit ihren Projektpartnern Stadtwerke Stockach und EnBW mit dem Modellversuch “Flexibler Wärmestrom”. Ferner wurde die Master-Absolventin Francesca Räuchle für ihre Abschlussarbeit mit dem Titel “Nachhaltige Energieversorgung von Inselsystemen über Erneuerbare Energien und Speichertechnologien” in der Kategorie “Nachwuchsenergiewender” ausgezeichnet.

Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Stefan Tenbohlen und Vorstandsmitglied Jürgen Treiber überreichten die Auszeichnung, Treiber fasste zusammen, welche besonderen Leistungen die beiden Preisträger qualifizierte: “Steuern, messen und abrechnen über alle Medien hinweg: Die preiswürdigen Projekte zeigen auf unterschiedliche Weise konkrete Schritte auf, um mit Flexibilitäten neue Geschäftsmodelle zu berechnen.”

Rund 200 Konferenzteilnehmer haben sich in die Filderhalle bei Stuttgart eingefunden, um über das Energiesystem der Zukunft zu diskutieren und Chancen auf neue Märkte zu eruieren. Besonders im Fokus stand dabei der Start des Verbundprojekts C/sells, das Schaufenster für intelligente Energieversorgung unter dem Solarbogen Süddeutschlands. In Baden-Württemberg, Bayern und Hessen werden in den nächsten vier Jahren 46 Demonstrationszellen zeigen, wie etwa 800.000 Prosumenten als Mitgestalter eines zellulären, vernetzten, nachhaltigen und komfortablen Energiesystems partizipativ einbezogen werden. Zahlreiche Interessierte sowie auch Partner des Verbundprojekts C/sells haben sich anlässlich der Jahreskonferenz zusammengefunden, um in den Konferenz-Sessions über Technologien, wirtschaftliche Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Entwicklungen zu diskutieren. Die Award-Gewinner sind dabei als Best Practice Beispiele und Leuchttürme anzusehen, wenn es um die Erforschung, Demonstration und Umsetzung von intelligenten Energienetzen in lokalen Zellen geht.

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Foto: Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Stefan Tenbohlen (im Bild rechts) sowie Vorstandsmitglied Jürgen Treiber (im Bild links) von der Smart Grids-Plattform Baden-Württemberg e.V. überreichen den mit insgesamt 5.000,- Euro dotierten Award an die Gewinner Francesca Räuchle, Masterstudentin bei Fichtner IT Consulting AG sowie Jürgen Fürst, Geschäftsführer Stadtwerke Stockach und Dr. Andreas Kopp, Projektleiter bei der Netze BW GmbH. (Quelle: SmartGridsBW, Fotos Wolfgang List).

Hintergrund zu den prämierten Projekten:

Netze BW GmbH:
Das Siegerprojekt von Netze BW GmbH wurde ausgezeichnet für seinen Modellversuch “Flexibler Wärmestrom” und erhielt ein Preisgeld von 4.000,- Euro. Im Modellversuch werden Wärmestromanlagen flexibel in Zeiten hoher erneuerbarer Erzeugung geladen und zugleich die Überlastung der Netze vermieden. Die Projekt-Partner bestehend aus den Stadtwerken Stockach GmbH, der EnBW AG, der Netze BW GmbH testen, wie Wärmestromanlagen geladen werden, wenn die Strompreise aufgrund eines hohen Angebots an Ökostrom niedrig sind. Grundlage ist ein Konzept zum marktorientierten Einsatz flexibler Lasten, das Netzüberlastungen und zukünftigen Netzausbau vermeidet. 2015 haben die Netze BW und EnBW das Konzept bereits in Boxberg im Main-Tauber-Kreis erprobt. Im Jahr 2016 nun wurde der Modellversuch mit den Stadtwerken Stockach erweitert, mit dem Ziel zu demonstrieren, dass zum einen mehrere Stromlieferanten diskriminierungsfrei eingebunden werden können, sowie zum anderen auch Stadtwerke solche Ansätze mit ihren Kunden umsetzen können. In Stockach sind 48 weitere Wärmestromkunden mit einer flexiblen Steuerung ausgestattet worden. Diese werden durch den technischen Support der Netze BW betreut und Fehler werden bei Bedarf beim Kunden vor Ort kurzfristig behoben. In Stockach werden rund 70 Wärmestromkunden mit einer flexiblen Steuerung ausgestattet. Im Rahmen des Modellversuchs erhalten die Kunden einen elektronischen Zähler, der mit einer Steuerbox gekoppelt wird. Dadurch werden flexible Freigabezeiten beim Kunden ermöglicht. Der Modellversuch läuft seit Oktober 2016.

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Francesca Räuchle:
Die Masterarbeit von Award-Gewinnerin Räuchle beschäftigt sich mit der Techno-Ökomischen Bewertung des Lithium-Ionen-Batteriesystems, Hochtemperatur-Speicher-BHKWs und der Power-to-Gas-Technologie mittels einer Energiebilanzsimulation an einem konkreten Fallbeispiel. Ziel der Arbeit war es aufzuzeigen, wie eine “Nachhaltige Energieversorgung von Inselsystemen über Erneuerbare Energien und Speichertechnologien” erfolgen kann. Die Energieversorgung von Inselsystemen über Erneuerbare Energien impliziert Herausforderungen im Bereich der Netzstabilität und Lastabdeckung. Diese Problematik und dazugehörige Lösungswege werden in der Arbeit analysiert und nachgewiesen. Die Anwendung und Eignung zukunftsfähiger Speichertechnologien innerhalb von Inselnetzsystemen werden anhand einer stündlichen Energiebilanz-Simulation bewertet. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass Reservekapazitäten auf Inselsystemen zur Erhaltung der Netzstabilität ohne Speichersysteme maximal rund 60 Prozent der elektrischen Last direkt über Erneuerbare Energien decken können. Weiterhin hat die Autorin belegt, dass die bestehenden Stromgestehungskosten von netzfernen Inselnetzen sehr hoch sind und durch die Nutzung von erneuerbaren Energien gesenkt werden können. Im Ausblick verweist Räuchle darauf, dass bei einer Weiterführung der Forschungsarbeit Schlüsselparameter zu identifizieren sind, welche unter besonderer Beobachtung positive Änderungen in der Profitabilität ermöglichen können. Die Publikation entstand im Masterstudium Dezentrale Energiesysteme und Energieeffizienz der Reutlingen University sowie bei Fichtner IT.

Der Verein Smart Grids-Plattform Baden-Württemberg e.V. wurde am 25.11.2013 in Stuttgart gegründet. Vorausgegangen war eine über ein Jahr gehende, intensiv geführte öffentliche Diskussion mit über 150 Akteuren aus der Energiewirtschaft, Anlagenhersteller, Netzbetreibern, der IT-Branche, der Politik und interessierten Bürgern, die in der Veröffentlichung der Smart Grids Roadmap Baden-Württemberg mündete. Der Verein hat das übergeordnete Ziel, diese Roadmap umfassend und flächendeckend in Baden-Württemberg umzusetzen.

Zweck des Vereins ist die Förderung intelligenter Energienetze (Smart Grids Infrastruktur) und damit zusammenhängender innovativer Smart Grids Produkte und Dienstleistungen in Forschung, Entwicklung und Umsetzung mit dem langfristigen Ziel einer weitgehend CO2-freien Energieerzeugung.

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