Theresia Reitsamer erobert mit einem jahrhundertealten Familienrezept den Weltmarkt. Dabei war es reiner Zufall, dass das Theresienöl mit seiner wundheilenden Wirkung bekannt wurde.
Im Jahr 2004 wurde ein Kind mit schwersten Verbrennungen in die Innsbrucker Klinik eingeliefert. Theresia Reitsamer erfährt aus den Nachrichten davon und bietet kurzerhand ihr altbewährtes, in Eigenproduktion hergestelltes Mittel zur Wundheilung an. Die anfängliche Skepsis der Ärzte schlug bereits nach kurzer Zeit in Begeisterung um.
Seit diesem Tag hat sich die mehr als 660-jährige Familientradition schlagartig geändert. “Im Jahr 1350 ist einst das Rezept eines speziellen Öls gemeinsam mit einem Findelkind in unsere Familie gekommen. Wir haben es nicht erfunden, aber über viele Generation hinweg erhalten und immer von Tochter zu Tochter weitergegeben. So sammelten wir jahrhundertelange Erfahrung im Wundmanagement. Doch üblicherweise haben wir nur einmal jährlich dieses pflegende Öl produziert und Freunden oder Verwandten für den Eigengebrauch zur Verfügung gestellt. Bis zu diesem Ereignis haben wir allerdings nie an eine kommerzielle Vermarktung gedacht”, erzählt Theresia Reitsamer von den Anfängen und betont: “Ich wusste damals nicht, an wen ich mich mit meinem Produkt wenden sollte. Doch nachdem ich über die Tiroler Wirtschaftskammer auf verschiedenste Außenhandelsdelegierte getroffen bin, kamen Anfragen aus aller Herren Länder.”
Erfolg durch pflanzliche Extrakte
Der Name Theresienöl ist selbstverständlich auf die Frauen in der Familie zurückzuführen und scheinbar weckt er bei dem ein oder anderen Tiroler auch Erinnerungen an frühere Zeiten. Die anfänglichen Zweifel, ob er sich auch international durchsetzen wird, waren spätestens nach Aufträgen aus China, Vietnam oder den USA, welche inzwischen sogar den geschützten Namen “Theresienoil – the austrian miracle” führen, verflogen.
Schritt für Schritt hat sich der Unterländer Betrieb zu einer angesehenen Marke entwickelt. Angefangen von Kosmetik- über Medizinprodukte wurde das Sortiment sowie auch das Netzwerk kontinuierlich erweitert. Mittlerweile können die Waren von Theresienöl über Pharmapartner in knapp 50 Ländern weltweit bezogen werden.
“Wir verwenden nach wie vor ausschließlich pflanzliche Extrakte ohne Stabilisatoren. Die Herstellung ist sehr aufwendig und demnach auch zeitintensiv. Denn wir verarbeiten eine besondere Lilienart, die extra gezüchtet wird. Um außerdem den höchsten Qualitätsansprüchen gerecht zu werden, dauert die Rohstoffverarbeitung insgesamt ungefähr ein Dreivierteljahr”, so Reitsamer.
Die Produktideen gehen nicht aus
Das Rezept wurde im Laufe der Zeit den neuesten Standards angepasst und entspricht nun pharmazeutischen Richtlinien. Bevor die Produkte auf den Markt kommen, werden sie ausgiebig getestet. Überdies findet in weiterer Folge ein intensiver Austausch und eine kompetente Zusammenarbeit mit Kliniken und Ärzten statt, um Erfolge aufzuzeigen.
Auf Kongressen werden Studienergebnisse vorgestellt und Ärzte aus den unterschiedlichsten Bereichen – Chirurgen, Dermatologen, Gynäkologen, HNO-Ärzte und Allgemeinmediziner – diskutieren über ihre Erfahrungen und die regelmäßig dokumentierten Wundheilungsprozesse.
An neuen Produktideen mangelt es jedenfalls nicht. Laufend kommen Händler und regen Produkte für spezielle Voraussetzungen an: “Wir entwickeln auf konkrete Anfrage und für bestimmte Zwecke. So ist beispielsweise auch gemeinsam mit Sportlern ein Massageöl entstanden, das eine besonders schnelle Regeneration ermöglicht.”
Auch wenn das Unternehmen mittlerweile zu den Global Playern gehört, das Headquarter liegt tief verwurzelt in Tirol. Von dort aus werden Kooperationen gepflegt und Lizenzen für Generalimporteure vergeben. “Unsere Familie ist aus Söll, das Rezept ist aus der umliegenden Gegend und auch die Geschichte mit dem verletzten Kind, welche schlussendlich zur Gründung des Unternehmens führte, hat sich in Tirol zugetragen. Wir wollen den Tirol-Effekt ganz nach unserem Motto “Innovation aus gelebter Tradition” in die Welt hinaustragen” betont Reitsamer und ergänzt: “Wir sind und bleiben ein erweiterter Familienbetrieb, denn auch unsere Partner sind inhabergeführte Unternehmen.”
Weitere Informationen: www.theresienoil.eu
© Abb.: Headquarter in Kirchbichl: Lisa Lintner, GF Theresia Reitsamer, Andrea Ortner und Josef Reitsamer gemeinsam mit Gremialobmann Wolfgang Emberger (v.l.).
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