akz-o Hand aufs Herz: Würden Sie sich die Gebärmutter entfernen lassen, wenn es alternative Methoden gibt, die Ihnen helfen könnten? Nach Angaben des Robert Koch Instituts wurden im Jahr 2012 in Deutschland über 133.000 Gebärmutterentfernungen durchgeführt. Experten warnen: Nicht jede sogenannte Hysterektomie ist notwendig. Jede zweite Operation unnötig „Rund die Hälfte der Gebärmutterentfernungen ist überflüssig“, sagt Dr. Rüdiger Söder, Gynäkologe aus Mainz. Das läge unter anderem daran, dass noch immer viele Ärzte zu einer Totaloperation raten, wenn bei der Patientin die Familienplanung abgeschlossen ist. „Man sollte nicht vergessen, dass eine Hysterektomie gewisse Risiken birgt wie Blasen- und Darmverletzungen. Diese Risiken muss man nicht eingehen, wenn Alternativen helfen können“, so der Facharzt. Dazu kommt, dass viele Frauen den Verlust der Gebärmutter als seelische Belastung empfinden. Zwingend notwendig sei solch ein Eingriff bei bösartigen Erkrankungen wie z. B. Gebärmutter- oder Eierstockkrebs. „Dann werden in der Regel die ganze Gebärmutter und die Eierstöcke entfernt“, sagt Dr. Söder, „bei gutartigen Erkrankungen gibt es wirksame Alternativen.“ Hilfe per Hochfrequenz Frauen, die unter sehr starken Regelblutungen (Menorrhagie) leiden, können zunächst medikamentös mit Hormonen behandelt werden. Auch das Einsetzen einer Spirale, die mit dem Hormon Gestagen beladen ist, kann Linderung bringen. Weitere Alternative: Die operative Entfernung der Gebärmutterschleimhaut. „Bei dieser sogenannten Endometriumablation wird die blutende Gebärmutterschleimhaut mithilfe einer speziellen Goldnetztechnik verödet“, erklärt der Gynäkologe. Dabei wird Hochfrequenzstrom durch feine Maschen einer Goldnetzelektrode geschickt. „Der eigentliche Vorgang der Verödung dauert nur 90 Sekunden.“ Der gesamte Eingriff, der über die Scheide erfolgt, gerade mal 15 bis 20 Minuten. „Die Erfolgsquote ist mit 98 Prozent sehr gut. Das bedeutet, die meisten Patientinnen sind in den häufigsten Fällen für immer blutungsfrei und können ihre Gebärmutter behalten“, so Dr. Söder (www.rettet-die-gebaermutter.de). In Ländern wie den Niederlanden oder England ist das spezielle Verödungsverfahren längst Routine. Da diese Methode hierzulande aber noch keine geregelte Leistung der gesetzlichen Krankenkassen ist, benötigt man eine Zusage der Kostenübernahme von der Krankenkasse. Einige Experten wie Dr. Söder setzen sich für eine einheitliche Regelung ein. Eine aktuelle Studie zeigt, dass die moderne Ablationsmethode im Vergleich zur Hysterektomie auch ökonomische Vorteile hat: Innerhalb eines Beobachtungszeitraums von zwei Jahren verursacht die Gebärmutterentfernung Gesamtkosten, die um 1.771 Euro höher liegen als bei der Ablationsmethode. Die Hysterektomie ist bislang das häufigste chirurgische Verfahren bei einer Menorrhagie. BU: Foto: Photographee.eu/fotolia.com/Hologic/akz-o