Family Offices investieren immer häufiger direkt in andere (Familien-) Unternehmen – und denken dabei ebenso strategisch wie unternehmerisch

Family Offices liegen im Trend. Laut einer Studie aus dem Jahr 2011 (Prof. Dr. Torsten Wulf et al.: “Family Equity”: Unternehmensbeteiligungen aus dem Familienvermögen, Handelshochschule Leipzig und ALPHAZIRKEL – Forum für Familienunternehmer 2011, S. 6f.) setzen insgesamt 73 Prozent der deutschen Unternehmerfamilien auf dieses Modell. Ihr wichtigstes Ziel: Freies Kapital gut anzulegen und dabei Risiken bestmöglich zu streuen. Davon können andere Unternehmer profitieren, weiß Kerstin Ott von seneca Corporate Finance: “Egal, ob sie einen oder mehrere Gesellschafterstämme ablösen müssen oder mit ihrem Unternehmen neue Märkte erschließen wollen: Mit einem Family Office haben sie in der Regel einen zuverlässigen Investor im Boot, der an die Zukunft denkt, Know-how einbringt und neue Netzwerke eröffnet”, so die Nürnberger M&A-Expertin. Für aufstrebende Unternehmen konnte Kerstin Ott auf diese Weise schon so manche Kapitalerhöhungen ermöglichen, etwa für die jungen Stuttgarter Unternehmen YAZ und netvico. seneca hält zu ca. 50 Family Offices engen Kontakt und sucht für diese gezielt nach Investments im Mittelstand: “Somit können wir kurzfristig prüfen und gezielt unsere Family Offices anfragen, um Finanzierungen in einer kurzen Zeitspanne zu realisieren.” Warum Family Offices als Direktinvestoren so interessant sind, welche Ziele sie bei ihren Investitionen verfolgen, das erläutert die Expertin ausführlich im folgenden Beitrag.

Von Kerstin Ott

Das Auf und Ab der Börsen in den vergangenen zehn Jahren hat bei vielen vermögenden Familien zu einem deutlichen Umdenken in der Anlagestrategie geführt, wie auch ein Artikel in der aktuellen “M&A Review” (Prof. Dr. Yvonne Brückner: Family Equity und M&A: Vermögende Familien als unternehmerische Direktinvestoren, M&A Review 2/2014, S. 61ff.) aufzeigt. Anders als vielleicht erwartet, ist dabei nicht ihre generelle Risikobereitschaft gesunken. Vielmehr wird in vielen Family Offices heute ganz bewusst unterschieden – zwischen dem gewollten Risiko eines Invests und “Zusatzrisiken, die aus der Nutzung bestimmter Investmentwege unter herrschenden Rahmenbedingungen resultieren” (ebd.). Im Klartext: Dass Investitionen grundsätzlich auch mit Risiken verbunden sind, schreckt die meisten der vermögenden, aber unternehmerisch denkenden Familien nicht. Die Unkalkulierbarkeit und Irrationalität mancher Börsenentwicklung und Immobilienblase jedoch sehr wohl.

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Für die Anlagestrategien der Family Offices hatte das erhebliche Konsequenzen: So gaben 35 Prozent der Family Offices ein “generell gesteigertes” und 38 Prozent ein zumindest “selektiv gewachsenes strategisches Interesse” an Direktinvestitionen in andere Unternehmen an.

Um dies nachvollziehen zu können, muss man auch die Motive verstehen, die Family Offices bei der Vermögensverwaltung umtreiben. Laut der Studie “Family Equity” steht nämlich “Unternehmerisches Engagement” mit 45 Prozent ganz oben auf der Liste der formulierten Ziele – nach “Vermögenssicherung durch Diversifikationen” (100 Prozent), aber deutlich vor “Gewinnmaximierung” mit nur 36 Prozent (Mehrfachnennungen waren möglich. Quelle: Prof. Dr. Torsten Wulf et al.: “Family Equity”: Unternehmensbeteiligungen aus dem Familienvermögen, Handelshochschule Leipzig und ALPHAZIRKEL – Forum für Familienunternehmer 2011, S. 8). Kurzum: Die Geldgeber denken unternehmerisch, vermögensichernd und langfristig.

So ist es nicht verwunderlich, dass alle befragten Unternehmerfamilien ihr Kapital in eine Vielzahl unterschiedlicher Anlagen investierten, neben Immobilien und Wertpapieren auch in direkte Unternehmensbeteiligungen.

Kapital, Kontakte und Know-how

Auffällig ist, dass gerade die Beteiligungen an anderen Familienunternehmen in den vergangenen Jahren stark zugenommen haben. Zudem scheinen Family Offices sich auch aktiv in die Unternehmen einbringen zu wollen. Ihre Gesellschafterrolle interpretieren sie sehr aktiv, stellen Kontakte und Know-how bereit.

In den allermeisten Fällen, auch das zeigt die Studie und lehrt die Erfahrung, zielen Unternehmerfamilien in ihrem Engagement nicht auf kurzfristige Gewinne ab. Ihre Beteiligung ist langfristig ausgelegt, ohne konkrete Exitstrategie. So gaben in der Studie 88 Prozent der Befragten an, keine Exitbetrachtung vorzunehmen. Freilich setzt eine langfristige Beteiligung dennoch voraus, dass sie dem Family Office zufriedenstellende Ergebnisse liefert.

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Doch auch wenn Family Offices in Zeiten der Kreditzurückhaltung von Banken eine immer wichtigere Rolle als Kapitalgeber zukommt und sie für andere Unternehmen ideale Investoren zu sein scheinen – ein Problem hat das Modell doch: Man kommt nur sehr schwer an sie heran.

Bei der Suche nach potenziellen Beteiligungen gehen Family Offices oft deutlich anders vor als andere Investoren. Meist greifen sie auf eigene Kontakte oder Kontakte von Familienmitgliedern zurück, lassen sich von Experten beraten, mit denen sie selbst zusammenarbeiten oder in Kontakt stehen.

Der Aufwand bei der Suche nach einer Unternehmensbeteiligung kann dabei ebenso schwanken wie der Grad der Professionalisierung. Fest steht: Neben der Branche, dem Reifegrad des Unternehmens und dem Geschäftsmodell spielen für Family Offices auch Unternehmenskultur und Nachhaltigkeit eine nicht zu unterschätzende Rolle (ebd., S.12). Häufig streben Family Offices eine Mehrheitsbeteiligung an, um tatsächlich unternehmerisch Einfluss nehmen zu können. Doch auch Minderheitsbeteiligungen sind möglich, etwa bei Investitionen in junge, stark expansive Unternehmen.

Wer, etwa für eine Wachstumsfinanzierung, frisches Kapital braucht und dabei eventuell auf ein Family Office zurückgreifen möchte, der sollte sich an Experten wenden, die direkt mit den Verantwortlichen in Kontakt stehen. seneca zum Beispiel konnte in den vergangenen Jahren mit Hilfe von vermögenden Familien immer wieder Kapitalerhöhungen realisieren, etwa für das aufstrebende Systemgastronomieunternehmen YAZ oder die Digital-Signage-Experten von netvico. Wichtig ist es, intensiven Kontakt zu einer größeren Zahl von Family Offices zu halten, um genau zu wissen, welche Investments gerade gesucht werden. Nur so lassen sich Optionen schnell prüfen und Finanzierungen in einer kurzen Zeitspanne erfolgreich abschließen.

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Über die Autorin:
Dipl.-Kauffr. (FH) Kerstin Ott ist seit 2002 als Projektleiterin im Bereich Financial Advisory Services für die seneca Corporate Finance GmbH tätig. Zu ihren fachlichen Schwerpunkten gehören Unternehmensanalyse, Business Pläne, Unternehmensbewertungen sowie die allgemeine Transaktionsberatung in den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau, Recycling/Rohstoffe, Zeitarbeit, Lebensmittel sowie der Medizintechnik. Vor ihrer Zeit bei seneca Corporate Finance war sie u.a. für Siemens Business Services und Fujitsu-Siemens Computer tätig. Sie studierte BWL an der GSO-Hochschule, u.a. in Stockholm und New York.

Über seneca:
seneca Corporate Finance entstand als Management Buy-out aus einer führenden internationalen Prüfungs- und Beratungsgesellschaft und realisiert seit mehr als 20 Jahren erfolgreich Unternehmenstransaktionen, d.h. Unternehmenskäufe und -verkäufe, Nachfolgeregelungen, die Kapitalbeschaffung sowie das Management von Beteiligungsportfolios. Mit unserem Netzwerk aus Unternehmen, Kanzleien und Banken sind wir weltweit tätig.

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Weitere Informationen unter www.seneca-cf.de.

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