Einst fegte Sherin Zaian über die Laufbahn im Berliner Olympiastadion und räumte über 400 Meter einen Titel nach dem anderen ab. Heute bewegt sich die 22-Jährige über die Laufstege der Hauptstadt und präsentiert die neusten Kollektionen.

Wie Sherin Zaian ein Supermodel geworden ist

Sherin Zaian

Berlin. Einst fegte Sherin Zaian über die Laufbahn im Berliner Olympiastadion und galt über 400 Meter zu den hoffnungsvollsten Talenten. Heute bewegt sich die 22-Jährige über die Laufstege der Hauptstadt und präsentiert die neusten Kollektionen. “Wegen einer schweren Verletzung musste ich mit der Leichtathletik aufhören. Mein Ziel war die Weltmeisterschaft der U20 in Kanada 2010”, erinnert sich Sherin Zaian. “Kurz vorher war der Traum aber geplatzt. Mein linker Fuß tat weh. Ich konnte nicht mehr schmerzfrei laufen.” Die Spikes wanderten in die hinterste Ecke der Wäschekammer und wurden durch Schmuck, High Heels und Make-Up eingetauscht. “Ich wollte schon immer modeln”, verrät die junge Frau mit den langen braunen Haaren und dem schönen Lächeln. “Ich wurde auch oft angesprochen, aber ich hatte nie den Schritt gewagt. Zum einen hatte ich wegen des Abiturs keine Zeit. Zweitens habe ich mich nicht getraut.” Schüchtern ist das Model aber nicht. “Ich bin mit drei Brüdern aufgewachsen”, so die Halb-Ägypterin. “Alle sagen immer: drei Brüder, du Arme. Aber ich verstehe mich total gut mit ihnen.” Durch meinen ältesten Bruder ” Nadim ” kam die gebürtige Berlinerin zur Leichtathletik. “Ich habe bei seinem Training zugeguckt. Irgendwann wollte ich mitmachen. Mit fünf Jahren habe ich beim TSV Spandau angefangen.”

Ballwurf, Weitsprung, Sprint und Mittelstrecke – schon früh erkannten die Trainer ihr Talent. Besonders auf den Sprintstrecken. Je älter Sherin Zaian wurde, umso besser wurden die Zeiten. Mit 16 Jahren war sie über 300 Meter Deutschlands Schnellste. “Über 400 Meter wurde ich Berlin-Brandenburgische Meisterin”, frohlockt die leidenschaftliche Surferin. “Bei den deutschen Meisterschaften im Berliner Olympiastadion holte ich Bronze. Die Beiden vor mir waren ein Jahr älter.” 2008 lief sie 55,84 Sekunden. Die Tür zur Nationalmannschaft schien ihr offen zu stehen.
Doch dann das Aus. Eine schwere Verletzung stoppte die Träume. “Fast zwei Jahre habe ich mich damit durchgekämpft, musste bei den Meisterschaften als Zuschauer mitansehen, wie die Sieger nicht mal meine Bestzeit gelaufen sind. Das belastet einen doch schon psychisch.” Eine Entscheidung musste her. “Sollte ich weiterkämpfen? Dann habe ich mich dafür entschieden, aufzuhören.” Schweren Herzens. 2010 war Schluss.

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Die Schule rückte in den Mittelpunkt. Nach dem Abitur reiste Sie um die Welt. Australien, Neuseeland oder Singapur – die einstige Klavier-Spielerin lernte fremde Kulturen kennen. Nichts Neues für die Berlinerin, die seit einem Jahr Ihre eigene Wohnung in Berlin- Wedding hat.. “Mein Papa ist Ägypter, meine Mama Deutsche. Wir haben noch Familie in Kairo”, plaudert Sherin Zaian. “Ich bin mit zwei Nationalitäten aufgewachsen. Ich kann Deutsch und Arabisch. Ich habe als Kind zwei Kulturen kennen gelernt. Zwei Sichten der Welt.” Die strenge Erziehung habe ihr gut getan. “Mir wurden viele Werte mit auf den Weg gegeben. Früher fand ich es doof. Mittlerweile denke ich, so wie ich die Erziehung genossen habe, ist das schon in Ordnung.”

Nach der Weltreise absolvierte Sherin Zaian ein Krankenpflege-Praktikum. “Sie wollte immer Medizin studieren”, sagt die leidenschaftliche Fotografin, die das Abitur mit einem Notendurchschnitt von 1,6 gemacht hat. “Derzeit studiert Sherin BWL an der Berliner Humboldt Uni und modelt seit Februar 2013. Erste Shootings in Berlin, Hannover oder gar in Frankreich hat die 1,78 Meter große Berlinerin mit den braunen Augen hinter sich. “Sie ist ehrgeizig, immer gut drauf, zuverlässig und pünktlich, ein Vorbild”, meint ihr Manager Dirk Meerkamp.

Das will sie auch nicht ändern. “Ich bin ein unkomplizierter Mensch, bescheiden und selbstständig aufgewachsen”, schätzt sie sich selber ein. Auch eine Radtour im Regen mache ihr nichts aus. “Ich bin keine Zicke. Ich mache mir nicht über alles einen Kopf”, so Zaian, die für ein vier- bis fünfstündiges Shooting auch schon mal 1000 Euro bekommt. “Ich mag Fotographen, die Menschen ins Bild setzen, weil sie so sind wie sie sind. Und nicht weil sie ein bestimmtes Konzept verfolgen. Was heute aber oft so ist”, so Sherin Zaian. “Wenn man nicht ins Konzept passt, dann wird das einem knallhart gesagt. Da gibt es auch keinen Charme und keine Würdigung. Das ist schon verletzend.” Doch ihre Karriere ist erst am Anfang. Paris, Mailand, New York – die einstige Leichtathletin will in ihrem neuen Business Fuß fassen. Alkohol und Drogen sind dabei tabu. Sherin Zaian ist ehrgeizig. So wie einst auf der Laufbahn im Berliner Olympiastadion.
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Dirk Meerkamp

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