Was gegen Zähneknirschen und Kieferpressen hilft
Meist geschieht es nachts und Betroffene merken nichts davon: Jeder Fünfte knirscht regelmäßig mit den Zähnen, jeder Zweite gelegentlich. Was mögliche Auslöser für Zähneknirschen und Kieferpressen sind, welche Folgen es für Betroffene haben kann und welche Therapien helfen, weiß Anke Hartosch, Expertin der ERGO Direkt Versicherungen.
Was passiert beim Zähneknirschen und was sind die Ursachen dafür?
In der Regel berühren sich die untere und obere Zahnreihe nur beim Kauen. Beim meist nächtlichen Zähneknirschen pressen oder reiben Betroffene die Zähne aufeinander. Dabei können Kräfte von bis zu 480 Kilogramm pro Quadratzentimeter entstehen. Meistens knirscht oder presst der Schläfer unbewusst. Die Ursachen dafür sind ganz unterschiedlich, etwa schlecht sitzende Zahnfüllungen, Kronen oder Brücken, aber auch Zahnfehlstellungen. Ärger, Sorgen oder Stress können ebenfalls Auslöser sein. Diese psychischen Belastungen verarbeiten Betroffene sozusagen mit den Zähnen. Die meisten knirschen ausschließlich nachts – und zwar in den Schlafphasen, in denen das Gehirn das Geschehene vom Vortag verarbeitet. Anzeichen für Bruxismus – der medizinische Begriff für Zähneknirschen und Kieferpressen – sind Kopfschmerzen, Verspannungen im Nacken und Kiefergelenk oder ein knackender Kiefer am Morgen. Wer unter solchen Symptomen leidet, sollte seinen Zahnarzt aufsuchen. Er kann feststellen, ob es sich tatsächlich um Bruxismus handelt.
Welche Auswirkungen hat Zähneknirschen, wenn es lange unbehandelt bleibt?
Die enormen Kräfte, die beim Knirschen wirken, haben in jedem Fall negative Auswirkungen auf die Zähne. Denn durch die Reibung schmirgeln sie sich ab, werden kürzer und verlieren dadurch ihre äußere Schutzschicht – den Zahnschmelz. Die Zähne werden so schmerzempfindlicher. Zusätzlich ist der Zahnhalteapparat großem Druck ausgesetzt. Dadurch kann sich das Zahnfleisch zurückziehen und entzünden. Im schlimmsten Fall weitet sich die Entzündung auf das Zahnbett, und somit zu einer sogenannten Parodontitis, oder auf die Zahnwurzeln aus. Die Folge: Die Zähne können sich lockern, abbrechen oder sogar ausfallen. Möglich ist auch, dass die Kiefergelenkscheiben durch das Malmen verrutschen. Betroffene können dann ihren Mund nicht mehr richtig öffnen. Ist die Funktion der Gelenke und der Muskulatur gestört, sprechen Mediziner von einer craniomandibulären Dysfunktion (CMD). Patienten sind dann häufig von Schwindel, Kopf- und Gesichtsschmerzen, Nacken- Schulter- und Rückenschmerzen, Migräne oder auch Tinnitus betroffen. Letztendlich kann das Zähneknirschen die gesamte Wirbelsäule beeinflussen und in Extremfällen sogar Auslöser für Hüftbeschwerden sein.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es? Und können Betroffene selbst etwas tun?
Die Ursachen für Zähneknirschen sind sehr individuell. Daher sollte der Patient gemeinsam mit seinem Zahnarzt der Sache auf den Grund gehen und mögliche Therapieformen besprechen. Manchmal hilft es, eine schlecht sitzende Krone zu richten oder eine Zahnfehlstellung zu korrigieren. Meist erhalten Betroffene von ihrem Zahnarzt eine individuell angefertigte Aufbissschiene. Allerdings beseitigt diese Schiene nicht die Ursache des Knirschens, sondern verhindert lediglich die Abnutzung der Zähne. Zudem entlastet sie die Kiefergelenke und entspannt die Kaumuskulatur. Gegen Verspannungen und Rückenschmerzen kann eine Physiotherapie helfen. Entspannungsübungen wie Yoga oder progressive Muskelentspannung sind weitere Maßnahmen, um Spannungszustände im Körper abzubauen. Haben Betroffene akute Kieferschmerzen, können Wärme und leichte Massagen Abhilfe schaffen.
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